Victor Orbán im Abseits

Die Europa-SPD hat erneut klar Stellung zu den Grundrechtsverletzungen in Ungarn bezogen. Gemeinsam mit drei weiteren Fraktionen haben wir eine Resolution verfasst, die am vergangenen Mittwoch von einer Mehrheit im Plenum angenommen wurde. Darin verurteilen wir das Vorgehen der Regierung Orbán scharf und fordern die Einleitung eines Vertragsverletzungsverfahrens.

Ungarn steht bereits seit mehreren Jahren unter heftiger Kritik des Europäischen Parlaments wegen möglicher Verstöße gegen die Grundrechte der EU. Die systematische Ablehnung von Asylanträgen und der gewaltsame Umgang mit Geflüchteten und Asylsuchenden an der ungarischen Grenze zu Serbien stehen im Widerspruch zu zentralen Werten der Gemeinschaft.

Für die Sozialdemokraten steht fest: Wir dürfen dies nicht weiter dulden. Auch muss die EU endlich mehr Druck auf die ungarische Regierung ausüben, damit diese ihre Verpflichtungen zur Umverteilung von Geflüchteten erfüllt.

Forschungs- und Meinungsfreiheit werden ausgehöhlt

Neulich sorgte eine Änderung des ungarischen Hochschulgesetzes europaweit für große Empörung. Die Neuregelung wird die faktische Schließung der international renommierten „Central European University“ zur Folge haben. Forscher und Studierende aus aller Welt wären betroffen.

Darüber hinaus machte die ungarische Regierung kürzlich einen Gesetzesvorschlag zur Kontrolle von Nichtregierungsorganisationen, die mithilfe von ausländischen Mitteln finanziert werden. Mit solchen Gesetzesvorhaben versucht Orbáns Regierung, die Freiheit der Zivilgesellschaft sowie die Forschungs- und die Meinungsfreiheit einzuschränken.

Konservative Fraktion zieht nicht mit

Die Resolution (hier in voller Länge) des Europäischen Parlaments ist ein klares Signal, dass wir ein solches Vorgehen nicht länger dulden wollen. Bedauerlich ist, dass sich die Europäische Volkspartei den anderen demokratischen Fraktionen nicht anschließen wollte. Die konservativen Parteifreunde des ungarischen Ministerpräsidenten – unter anderem von der CDU und der CSU aus Deutschland – halten weiter ihre schützende Hand über Viktor Orbán.

Dennoch haben wir eine Mehrheit der Parlamentarier von der Resolution überzeugen können, welche mit 393 Stimmen bei 221 Gegenstimmen angenommen wurde. Unsere Entscheidung ist ein erster Schritt zur Einleitung des Verfahrens nach Artikel 7(1) der EU-Verträge gegen Ungarn.

Strengere Überwachung von EU-Mitteln

Dieses Verfahren sieht vor, dass die Lage in Ungarn auf die Agenda des Rates kommt, der eine Gefahr einer schwerwiegenden Verletzung europäischer Werte durch die ungarische Regierung feststellen könnte. Die Resolution fordert darüber hinaus von der EU-Kommission eine strenge Überwachung der Verwendung aller EU-Mittel durch die ungarische Regierung.

Außerdem bestehen wir darauf, dass die ungarische Regierung die Gesetze gegen Asylsuchende und Nichtregierungsorganisationen zurücknimmt und eine Vereinbarung mit den zuständigen US-Behörden trifft, damit die „Central European University“ in Budapest weiter als freie Einrichtung betrieben werden kann.

Parlament fordert: Auf den Teller statt in die Tonne

Welker Salat, Obst mit Druckstellen oder abgelaufener Joghurt landen schnell einmal im Abfall. Häufig zu schnell: Etwa ein Drittel der für den Verzehr produzierten Lebensmittel, rund 88 Millionen Tonnen, wandern EU-weit jährlich in die Mülltonne. Dabei wäre ein großer Teil davon unbedenklich genießbar. Pro Kopf entspricht dies entspricht durchschnittlich etwa 173 Kilogramm.

Diese Verschwendung ist nicht nur eine drastische Umweltbelastung, sondern auch wirtschaftlich hochproblematisch. Denn durch die Herstellung dieser nicht genutzten Lebensmittel werden wertvolle Ressourcen verschwendet, wie etwa Anbauflächen, Wasser, Dünger und Energie.

Parlament stimmt dem SPD-Vorschlag zu

Für die Sozialdemokraten im Europäischen Parlament steht fest, dass die EU aktiv werden muss. Das ist auch eine ethische Verpflichtung: Es darf nicht sein, dass EU-weit Unmengen an Nahrungsmitteln, die noch gut essbar wären, in den Müll wandern, während sich gleichzeitig rund 55 Millionen Europäerinnen und Europäer nicht jeden Tag eine vollwertige Mahlzeit leisten können.

Am Dienstag stimmte das Europäische Parlament einem ehrgeizigen Vorschlag zu, den die sozialdemokratische Fraktion eingebracht hatte: Bis zum Jahr 2025 soll der Anteil der weggeworfenen Nahrungsmittel um 30 Prozent gegenüber 2014 fallen. Das Ziel bis 2030 ist es, die Verschwendung sogar zu halbieren.

Aufklärung statt Verwirrung

Die Entschließung (hier in voller Länge) wurde am Dienstag mit einer breiten Mehrheit von 623 Stimmen verabschiedet. Das Parlament fordert darin die EU-Kommission auf, einen entsprechenden Aktionsplan vorzulegen. Auch die Mitgliedstaaten sollen Maßnahmen ergreifen, um das Bewusstsein der Konsumenten zu verbessern, denn etwa die Hälfte der Lebensmittelabfälle entsteht in privaten Haushalten.

Ein Teil dieses Mülls ist vermeidbar. Wichtig ist, dass Produkte klarer gekennzeichnet werden, als das bisher der Fall ist. Dazu braucht es einheitliche Regeln in der EU. Zurzeit sind viele Verbraucherinnen und Verbraucher schlicht nicht sicher, wie lange sie etwa Käse oder Gemüse ohne Vorbehalte genießen können.

Zum Beispiel sorgt die Unterscheidung zwischen Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdatum häufig für Verwirrung. Hier soll mehr Klarheit geschaffen werden – denn Lebensmittel sind nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums meist noch essbar, wenn sie sachgerecht aufbewahrt werden.

Anreize für Lebensmittelspenden schaffen

Das Europäische Parlament will aber auch Handel und Industrie in die Pflicht nehmen. Viele Lebensmittel werden schon bei der Herstellung aussortiert, weil sie wegen Schönheitsfehlern wie der falschen Größe oder einer Verformung schwerer verkäuflich sind. Auch Supermärkte und Restaurants schmeißen häufig einwandfreie Ware weg.

Die Abgeordneten fordern die Kommission unter anderem dazu auf, die Mehrwertsteuerbefreiung von Lebensmittelspenden ausdrücklich für zulässig zu erklären. Dies soll Anreize für den Handel schaffen noch genießbare Nahrung zu spenden anstatt zu entsorgen. Denn: Nahrungsmittel gehören auf den Teller, nicht in die Tonne.

Viel Begeisterung für Europa

„Der Tag wird kommen, an dem der Hass, der im Krieg unvermeidlich scheint, überwunden wird. Einmal muss das Europa Wirklichkeit werden, in dem Europäer leben können.“ Im Jahr 1943, als in Europa der 2. Weltkrieg tobte, verfasste der spätere Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger Willy Brandt diese Worte in seinem schwedischen Exil.

Und er sollte recht behalten: Vor 67 Jahre, am 9. Mai 1950, schlug der damalige französische Außenminister Robert Schuman vor, eine Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl zu gründen – der erste Schritt auf dem Weg zur EU.

Der Europatag am 9. Mai ist seitdem jedes Jahr ein guter Grund, sich die Leistungen der Europäischen Integrationsgeschichte in Erinnerung zu rufen. Denn an Europa müssen wir alle arbeiten und viele Menschen dafür begeistern! Dass sich auch junge Menschen für Europa einsetzen, habe ich diese Woche bei den Schülerinnen und Schülern des Couven Gymnasiums in Aachen und des Städtischen Gymnasiums Herzogenrath erlebt: Gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und Lehrern haben sie tolle Europafeste veranstaltet.

Podiumsdiskussion im Städtischen Gymnasium Herzogenrath.

In Herzogenrath standen am Mittwoch zunächst Workshops auf dem Programm. Mit zwei Schülergruppen habe ich über die aktuellen Krisen und die Zukunft Europas diskutiert. Ich fand es ermutigend zu sehen, wie viele der Jugendlichen sich eine stärkere Europäische Union wünschen und dafür plädiert haben, Probleme in Europa gemeinsam zu lösen!

Ein weiteres Thema in den Workshops war, wie speziell Jugendliche von Europa profitieren. Ich finde es wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen, was die EU an positiven Beiträgen in unserem Alltag leistet – häufig ohne dass wir diese bewusst wahrnehmen. Und auch für junge Menschen gibt es zahlreiche Fördermittel, wie beispielsweise für das Erasmus-Austauschprogramm.

Nachmittags hatte das Städtische Gymnasium Herzogenrath eine Podiumsdiskussion organisiert. Mit dabei waren neben mir auch MdL Eva-Maria Voigt-Küppers (SPD), MdB Andreij Hunko (Linke), MdL Hendrik Schmitz (CDU) und Alexander Tietz-Latza (Grüne). Die Jugendlichen hakten dabei genau nach, zum Beispiel, als es um die Möglichkeit einer europäischen Armee oder die Terrorismusgefahr in Europa ging.

Europafest im Couven Gymnasium.

Am Donnerstag war ich beim Couven Gymnasium in Aachen zu Besuch, welches ebenfalls ein schönes Europafest auf die Beine gestellt hatte. Zuerst zeigten die Jugendlichen einen Film, den sie über mehrere Monate erarbeitet hatten. Darin erzählten Politiker, Wissenschaftler und Bürgerinnen und Bürger von ihrer ganz persönlichen Sicht auf die EU. Danach hatte ich die Gelegenheit, von meiner Arbeit im Parlament zu berichten.

Zum Abschluss wartete noch eine kulinarische Überraschung auf mich: Ein Kuchen mit der europäischen Flagge aus Zuckerguss und Marzipan. Vielen Dank an das Kollegium des Couven Gymnasiums, des Städtischen Gymnasiums Herzogenrath und natürlich an die Schülerinnen und Schüler für euer tolles Engagement – so wird Europa lebendig!

Diese Woche im Parlament

Liebe Freunde Europas,

ich sage Merci an alle Franzosen, die Macron gewählt haben! En Marche!

In dieser Woche bin ich in Brüssel und im Wahlkreis unterwegs, und es stehen viele spannende Themen auf meinem Programm:

Dumping-Löhne und unwürdige Lebens-/Arbeitsverhältnisse verhindern: Am Donnerstag stimme ich im Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz über die Reform der EU-Richtlinie für entsandte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab. Diese regelt, zu welchen Bedingungen Unternehmen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in andere EU-Staaten schicken dürfen.

Grenzüberschreitendes Arbeiten ist ein wichtiger Bestandteil des Binnenmarktes. Allerdings müssen dabei faire Regeln gelten, die die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen schützen und unlauteren Praktiken vorbeugen. Die Kommission hatte die Reform bereits letztes Jahr initiiert. Wir Sozialdemokraten sehen Nachbesserungsbedarf bei dem Vorschlag und werden unsere Position nun im Ausschuss einbringen: Wir wollen gleiche Arbeitsverhältnisse und gleiche Entlohnung durchsetzen, um Dumping-Löhne und unwürdige Lebens-/Arbeitsverhältnisse zu verhindern.

Den digitalen Binnenmarkt stärken: Im Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz geht es am Donnerstag außerdem darum, wie Online-Inhalte grenzüberschreitend verfügbar gemacht werden können. Zurzeit ist es für Rundfunkanbieter schwierig bis unmöglich, ihre Programme wie zum Beispiel Online-Mediatheken auch in anderen EU-Ländern anzubieten.

Das heißt, dass zum Beispiel Verbraucherinnen und Verbraucher in der Städteregion Aachen nicht auf Unterhaltungs- und Informationsangebote von belgischen oder niederländischen Sendern zugreifen können. Solche digitalen Barrieren will ich abbauen. Die Rechtssetzung muss mit den realen Entwicklungen schritthalten: Wenn wir legale und bezahlbare Wege schaffen, auf Inhalte aus anderen Ländern zuzugreifen, bekämpfen wir damit auch Online-Piraterie.

Den Brexit fair gestalten: Wie denkt die schottische Zivilgesellschaft über den Austritt Großbritanniens aus der EU? Darüber tausche ich mich am Mittwochabend mit anderen Abgeordneten sowie den Betroffenen selbst aus. Der Schottische Rat für Ehrenamtliches Engagement hat gemeinnützige und zivilgesellschaftliche Organisationen aus Schottland und ganz Großbritannien eingeladen, von ihren Befürchtungen angesichts des Scheidungsprozesses zu berichten.

Gespräche mit Jugendlichen aus der Region: Auch im Betreuungswahlkreis stehen diese Woche mehrere Termine in meinem Kalender. Besonders gefreut habe ich mich über zwei Einladungen zu Europa-Schulfesten, die ich gerne wahrnehme: Am Mittwoch besuche ich die Städtische Gesamtschule in Herzogenrath und am Donnerstag bin ich zu Gast bei den Schülerinnen und Schüler des Aachener Couven-Gymnasiums. Ich bin gespannt, die Perspektiven der Jugendlichen auf die EU zu hören! Was ich aus den Gesprächen mitnehme, erfahren Sie dann hier auf meiner Webseite sowie auf meinem Facebook-Profil.

Vergangene Woche habe ich bereits das Goethe-Gymnasium in Stolberg besucht. Da sind einige Erinnerungen wachgeworden, denn dort habe ich selbst vor mittlerweile 17 Jahren mein Abitur gebaut. Letzten Mittwoch bekam ich in der Aula zwar kein Zeugnis überreicht, hatte dafür aber die Gelegenheit, den Acht- und Neuntklässlern von meiner Arbeit im Europäischen Parlament zu erzählen. Sie wollten unter anderem wissen, wie mein Alltag als Abgeordneter aussieht und warum ich mich politisch engagiere.

Ich wünsche Ihnen/Euch einen guten Start in die Woche!

Ihr/Euer Arndt Kohn

Jugendliche aus der Region lernen Europa kennen

Diese Woche habe ich gleich zweimal Besuch aus der Region bekommen. Am Dienstag waren zunächst die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums am Turmhof aus Mechernich zu Gast im Brüsseler Parlament. Nach einem Vortrag über die Europäische Union hatte ich Gelegenheit, mit der Gruppe über meine Arbeit als Abgeordneter zu sprechen.

Die Schülerinnen und Schüler interessierten sich unter anderem dafür, wie mein Arbeitsalltag aussieht und was meine ersten Eindrücke vom Parlament sind. Ich habe ihnen die Schwerpunkte meiner Ausschussarbeit erklärt und anhand von einigen Beispielen erklärt, wie ihre Region, der Kreis Euskirchen, ganz konkret von Fördergeldern aus Brüssel profitiert.

Auch über einige aktuelle Herausforderungen für Europa habe ich mit den Schülerinnen und Schülern diskutiert, unter anderem die politische Situation in Ungarn. Das war übrigens auch Thema in der Plenarsitzung des Europäischen Parlaments am Mittwoch, in der der ungarische Premier Victor Orbán zu Gast war.

Gianni Pitella, Vorsitzender der sozialdemokratischen Fraktion, fand in der Debatte klare Worte zu den Einschränkungen der Meinungs- und Forschungsfreiheit durch die Regierung in Budapest: „Herr Orbán verwandelt Ungarn in ein illiberales und undemokratisches Regime.“

Frauenpower im Parlament

Am Donnerstag war außerdem „Girl’s Day“. An diesem deutschlandweiten Aktionstag laden Unternehmen, Organisationen und Hochschulen Schülerinnen ab der 5. Klasse ein, hinter die Kulissen zu blicken und spannende Berufsmöglichkeiten kennenzulernen. Ziel ist es, das Interesse der Teilnehmerinnen an naturwissenschaftlichen Karrieren sowie an Führungspositionen in Wirtschaft und Politik zu fördern.

Seit die Aktion 2001 gestartet wurde, haben rund 1,8 Millionen Teilnehmerinnen die Chance genutzt einen Tag lang in den Arbeitsalltag hinein zu schnuppern. Allein 2017 waren etwa 100.000 Mädchen und junge Frauen dabei. Meine SPD-Kollegen und Kolleginnen aus NRW – Jens Geier, Petra Kammerevert, Dietmar Köster, Gabriele Preuß und Birgit Sippel – und ich hatten ebenfalls eingeladen und bekamen Besuch von 14 politisch interessierten Jugendlichen.

Judith und Alexandra blicken hinter die Kulissen im Europäischen Parlament.

Mit dabei waren zwei junge Damen aus meinem Betreuungswahlkreis: Judith aus Niederkassel und Alexandra aus Bergisch Gladbach. Am Mittwoch besuchten die Teilnehmerinnen zunächst das „Parlamentarium“, eine interaktive Ausstellung zur Geschichte und zu den Aufgaben des Europäischen Parlaments. Anschließend stand ein gemeinsames Abendessen zum Kennenlernen auf dem Programm. Donnerstags hatten die Jugendlichen beim „Speed-Dating“ mit allen Abgeordneten die Gelegenheit, Fragen zu stellen und ins Gespräch zu kommen.

Nach einer Führung durchs Europäische Parlament gab es noch einen Workshop zur Gleichstellungspolitik mit der Friedrich-Ebert-Stiftung und der European Women’s Lobby. Ich hoffe, dass alle 14 Teilnehmerinnen zwei spannende Tage in Brüssel verbracht haben – und wer weiß, vielleicht sehen wir sie in der Zukunft als Europaabgeordnete wieder!

Frohe Ostern!

Liebe Genossinnen und Genossen, liebe Freunde Europas,

seit einigen Wochen vertrete ich im Europäischen Parlament die Interessen der Bürgerinnen und Bürger unserer Region. Ich habe viele neue Eindrücke gesammelt und stehe täglich vor neuen Herausforderungen. Auf meiner Webseite und auch über Facebook halte ich Sie/Euch über die neuesten Entwicklungen der Europapolitik auf dem Laufenden.

Neben der Arbeit im Parlament habe ich mich unter anderem in Eupen mit deutschen und belgischen Politikern sowie den deutschen und belgischen Netzbetreibern getroffen, um mich über den Stand der Planungen in puncto Stromverbindung zwischen DE – BE zu informieren und gemeinsam an Alternativen zu Tihange zu arbeiten.

Im Gespräch mit Vertretern der Netzbetreiber Amprion und Elia.

Kurz vor den Osterfeiertagen standen in Straßburg wichtige Themen auf der Tagesordnung. Bei dieser Gelegenheit möchte ich Sie/Euch gerne über ein einige Entwicklungen der Europapolitik auf dem Laufenden halten:

EU-Parlament deckelt Roaming-Gebühren: Ab dem Sommer surfen und telefonieren Verbraucherinnen und Verbraucher im europäischen Ausland zu denselben Preisen wie zuhause. Besonders für die Grenzregionen und im Urlaub ist das ein Gewinn.

Mehr Sicherheit für Patienten: Nach der öffentlichen Empörung über mangelhafte Brustimplantate und unzuverlässige HIV-Tests verbessert das EU-Parlament die Kontrollen von Medizinprodukten. Die Europa-SPD hat sich bei den neuen Regelungen mit zentralen Forderungen durchgesetzt.

Keine Rosinenpickerei beim Brexit: Beim europäischen Binnenmarkt gilt ganz oder gar nicht. Das stellen die Abgeordneten in Straßburg vor Beginn der Austrittsverhandlungen klar. Die Sozialdemokraten pochen außerdem darauf, dass London seine finanziellen Verpflichtungen einhält.

Haben Sie/Habt Ihr Fragen zu mir oder meiner Arbeit im Europäischen Parlament? Möchten Sie/Möchtet ihr Anregungen oder Kritik äußern? Dann freue ich mich über Rückmeldungen.

Ich wünsche Ihnen/Euch und Ihren/Euren Lieben ein frohes Osterfest und erholsame Feiertage!

Herzliche Grüße, Ihr/Euer

Arndt Kohn

„Großbritannien darf sich nicht die Rosinen rauspicken“

Ein „beispielloses und bedauerliches Ereignis“, so sieht die große Mehrheit der EU-Parlamentarier den Austritt Großbritanniens aus der Staatengemeinschaft. Doch das britische Volk hat entschieden und nun gilt es, die Verhandlungen über die Bedingungen der Scheidung einzuleiten.

Die Kommission wird im Namen der verbleibenden 27 Staaten mit London verhandeln, aber auch das Europäische Parlament spielt in dem Prozess eine wichtige Rolle. Denn nur wenn die Abgeordneten dem Austrittsabkommen zustimmen, kann es am Ende in Kraft treten.

Das Europäische Parlament verabschiedete in Straßburg eine Entschließung, die mit einer großen Mehrheit von 516 Abgeordneten angenommen wurde. In dem Text, welchen die Sozialdemokraten gemeinsam mit anderen Fraktionen eingebracht hatten, fassen die Abgeordneten ihre Positionen zusammen und stellen Forderungen auf, wie das Austrittsabkommen gestaltet werden soll.

Binnenmarkt: Ganz oder gar nicht

Noch liegen die Positionen der EU einerseits und der britischen Regierung andererseits weit auseinander. Die Kunst sei nun, einen gemeinsamen Nenner zu finden, sagt Arndt Kohn: „Ziel der Verhandlungen muss sein, eine Lösung zu erzielen mit der sowohl die Briten als auch die verbleibenden EU-Mitglieder leben können. Einem exportstarken Land wie der Bundesrepublik kann nicht an einem harten Brexit gelegen sein. Aber es darf auch nicht sein, dass sich das Vereinigte Königreich in den Verhandlungen die Rosinen herauspickt.“

In der Entschließung hoben die Abgeordneten hervor, dass die vier Freiheiten des europäischen Binnenmarktes – der freie Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Kapital und Arbeitskraft – unzertrennlich sind. Darauf hatte die sozialdemokratische Fraktion im Vorfeld immer wieder gepocht: Wer von den Vorteilen des gemeinsamen Marktes profitieren will, muss auch sämtliche Spielregeln akzeptieren.

In der Resolution stellten die Abgeordneten daher klar, dass „ein Staat, der aus der Union austritt, nicht von ähnlichen Vorteilen profitieren kann wie ein Mitgliedstaat der Union“. Einem Austrittsabkommen, das diesem Grundsatz nicht entspricht, werde das Parlament nicht zustimmen.

Richtung Ausgang: Die zweijährige Frist bis zum Austritt Großbritanniens läuft bereits.

Die Interessen der Bürgerinnen und Bürger sollten bei den Verhandlungen an erster Stelle stehen, betonten die Abgeordneten. Bis das Austrittsabkommen in Kraft trete, behalte Großbritannien seine Rechte als EU-Mitgliedsstaat und sei „deshalb auch an seine Zusagen und Pflichten, die sich daraus ergeben, gebunden“, heißt es in der Entschließung. Dies gilt ausdrücklich auch für finanzielle Verpflichtungen des Vereinigten Königreiches.

„Die Briten müssen selbstverständlich für ihre rechtlich verbindlichen Verpflichtungen im mehrjährigen Finanzrahmen der EU einstehen – also noch weitere 60 Milliarden Euro an die EU zahlen“, sagt Jens Geier, Vorsitzender der Europa-SPD und stellvertretender Vorsitzender des Haushaltsausschusses. „Die Europäische Union sollte den Brexit als Chance nutzen, ihren Haushalt zu reformieren.“

Eine Warnung an London

Bei den anstehenden Verhandlungen geht es zunächst nur um die Bedingungen des Austritts. Wie die Beziehungen der EU und Großbritanniens in Zukunft aussehen werden, wird erst verhandelt, wenn das Vereinigte Königreich die Gemeinschaft verlassen hat. Das Parlament stellte in seiner Entschließung klar, dass jegliche Übergangsregelungen erst dann auf den Tisch kämen, wenn es in den Gesprächen über den Austritt „substantielle Fortschritte“ gebe. Die Abgeordneten warnten London außerdem davor, eigenständig über Handelsabkommen mit Drittstaaten zu verhandeln, solange Großbritannien noch Mitglied der Union ist.

Im Wahlkampf hatten die konservativen und rechtspopulistischen Brexit-Befürworter große Versprechungen gemacht und dem Land eine glänzende Zukunft außerhalb der Gemeinschaft prophezeit. Für viele Wählerinnen und Wähler könnte nun das böse Erwachen folgen.

„Bei der knappen Entscheidung der Briten für den Ausstieg kommt zunehmend die Erkenntnis, dass das mit falschen Fakten bediente Bauchgefühl eher für Magenschmerzen als für Schmetterlinge im Bauch sorgt“, so Arndt Kohn. Ohne die EU fehle London der Rückhalt einer starken Gemeinschaft: „Ein Land, das anschließend alleine in der Welt Partner suchen muss, wird es sicherlich schwerer haben als die verbleibenden 27 EU-Mitgliedstaaten mit ihren rund 445 Millionen Bürgerinnen und Bürgern.“

Mehr Sicherheit für Patienten

Auslaufende Brustimplantate oder HIV-Tests, die nicht zuverlässig funktionieren: Schadhafte Medizinprodukte haben in der Vergangenheit immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Gerade der Skandal um die französische Firma Poly Implant Prothèse löste öffentlich Empörung aus. Der Hersteller von Brustimplantaten hatte in der Produktion vorsätzlich billiges Industrie-Gel eingesetzt. 400.000 Frauen erhielten Silikon-Kissen, die aufgrund der schlechten Qualität leicht reißen konnten und Entzündungen auslösten. Der Firmengründer wurde wegen schwerer Verbrauchertäuschung und Betrug zu einer Haftstrafe verurteilt, das Unternehmen selbst ist mittlerweile insolvent.

Die Ursache des Problems reicht jedoch tiefer. Wie die verschiedenen Skandale offenbarten, wurden Medizinprodukte in der Vergangenheit nicht streng genug überprüft und die staatlichen Kontrollsysteme wiesen Lücken auf. Jetzt hat das Europäische Parlament für mehr Sicherheit gesorgt: In Straßburg stimmten die Abgeordneten für verschärfte Überwachungs- und Bescheinigungsverfahren. Medizinprodukte wie zum Beispiel Hörgeräte, Herzschrittmacher, Brust- und Hüftimplantate, aber auch Schwangerschaftstests- und HIV-Tests werden nun strenger kontrolliert.

„Patienten erwarten, dass Medizinprodukte sicher sind“

Arndt Kohn betont: „Die Patientensicherheit muss an erster Stelle stehen. Schwachstellen im bisherigen Prüfsystem werden durch die Anwendung der neuen Regelungen abgestellt.“ So werden in Zukunft unter anderem unangemeldete Kontrollen bei den Herstellern durchgeführt. Und auch die Prüfstellen selbst, in Deutschland etwa TÜV oder Dekra, werden strenger überwacht und müssen nachweisen, dass sie qualifiziertes Personal beschäftigen. Außerdem neu ist ein Implantationsausweis, der es Patienten und Ärzten ermöglicht, ein implantiertes Produkt zurückzuverfolgen.

Die sozialdemokratische Berichterstatterin des Europaparlaments über Medizinprodukte, Glenis Willmott, sagte dazu: „Patienten erwarten zu Recht, dass ein Medizinprodukt sicher ist, wenn es auf dem Markt erhältlich ist. Leider war das nicht immer der Fall. Wir haben die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass Patienten medizinischen Geräten vertrauen können.“ Die Sozialdemokraten im Parlament haben sich federführend dafür eingesetzt, dass Produkte mit besonders hohem Risiko zusätzlich zu den üblichen Kontrollen durch eine europäische Instanz unabhängig überprüft werden.

Die S&D-Fraktion setzte sich außerdem damit durch, dass Hersteller medizinischer Produkte anders als bisher eine angemessene Versicherung vorhalten müssen, um gegebenenfalls Entschädigungszahlungen an Patienten leisten zu können. Tiemo Wölken, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Gruppe im Europaparlament, erklärt: „Die Versicherungsregelung stellt sicher, dass Patienten im Haftungsfall finanziell angemessen entschädigt werden.“

EU-Parlament deckelt Roaming-Gebühren

Gute Nachrichten für Verbraucher: Das Europäische Parlament hat heute den Weg freigemacht für die Preisgrenzen der Roaming-Gebühren. Wer ab dem 15. Juni im EU-Ausland mobil telefoniert, surft oder SMS verschickt, zahlt – bis zu einem gewissen Limit – nicht mehr als zuhause. Die Gebühren werden gedeckelt, womit ab dem Sommer das lange geplante Roaming zu Inlandspreisen Realität wird. Arndt Kohn begrüßt den Schritt: „Bei uns in der Euregio und natürlich in der Urlaubszeit wird jeder die neuen Regelungen im Portmonee spüren.“

In der Plenarwoche Anfang April haben die Abgeordneten des Europäischen Parlaments einem Kompromiss über die Roaming-Großhandelspreise zugestimmt, der im Januar mit dem Rat erzielt worden war. Die Roaming-Großhandelspreise sind die Kosten, die der heimische Betreiber dem ausländischen Mobilfunkanbieter dafür bezahlt, dass sein Kunde zeitweise das ausländische Netz nutzt.

Ein Schritt in Richtung digitaler Binnenmarkt

Bei der Abstimmung in Straßburg sprach sich eine große Mehrheit von 549 Abgeordneten für den Kompromiss aus, lediglich 27 Parlamentarier votierten dagegen. Die S&D-Fraktion unterstützte die Neuregelung.

Nun muss die Regelung noch von den EU-Mitgliedstaaten offiziell verabschiedet werden, dann wird die Abschaffung der Roaming-Aufschläge zum Sommer möglich. Eine Einschränkung bleibt jedoch: Wer sich dauerhaft im europäischen Ausland aufhält, muss mit Zusatzkosten rechnen. Die Anbieter können in diesem Fall Extragebühren in Höhe der Großhandels-Preisdeckel verlangen. Von den neuen Regelungen profitieren also in erster Linie Reisende, die sich zeitweise im EU-Ausland aufhalten.

Die Deckelung der Roaming-Gebühren trägt dazu bei, den europäischen Binnenmarkt fit für das digitale Zeitalter zu machen. Das Online-Potenzial der EU-Wirtschaft auszunutzen ist ein wichtiger Programmpunkt der europäischen Sozialdemokraten. Constane Krehl, die telekommunikationspolitische Sprecherin der SPD im Europaparlament erklärte: „Wir Sozialdemokraten werden uns weiterhin für einen digitalen Binnenmarkt starkmachen – auch im Bereich Telekommunikation. Die Abschaffung der Roaming-Gebühren ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg“.