Die Städteregion Aachen

Durch die Lage im Dreiländereck ist der europäische Gedanke in der Städteregion Aachen von besonderer Bedeutung. Sowohl wirtschaftlich als auch kulturell stehen die zehn Städte und Gemeinden in regem Austausch mit den europäischen Nachbarregionen, wie die vielen Städtepartnerschaften zeigen. Zur Städteregion gehören neben Aachen auch die Städte Alsdorf, Baesweiler, Eschweiler, Herzogenrath, Monschau, Stolberg und Würselen, sowie die Gemeinden Simmerath und Roetgen.

Ob in Baesweiler im Norden oder in Monschau ganz im Süden der Region, die europäischen Nachbarn sind nie weit entfernt. Wer etwa von Herzogenrath ins niederländische Kerkrade spaziert oder mit dem Fahrrad im grenzüberschreitenden Naturpark Eifel/Hohes Venn unterwegs ist, passiert die Ländergrenze womöglich ohne es zu merken.

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit seit den 70ern

Auch beim alltäglichen Einkauf im niederländischen oder belgischen Supermarkt oder für Berufspendler gehört das Reisen zwischen mehreren Ländern ganz selbstverständlich zum Alltag dazu. Rund 30.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer passieren täglich die Grenze.

Der Aachener Dom: Wahrzeichen der Stadt (Foto: Pixabay).

Schon in den 70er Jahren entstand die Idee, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu intensivieren. Heute vereint die Euregio Maas-Rhein im Dreiländereck 3,7 Millionen Belgier, Deutsche und Niederländer. Von Kulturprojekten über Wirtschaftskooperationen, Technologietransfer und Gesundheitsversorgung bis hin zum Umweltschutz: Gemeinsam packen die Partnerregionen eine Vielzahl von Themen an.

Die Europäische Union unterstützt grenzüberschreitende  Zusammenarbeit unter anderem mit Geldern aus dem Fond für regionale Entwicklung und fördert so das wirtschaftliche, soziale und kulturelle Potential der Region. Ein Beispiel ist das Technologie-Dreieck Aachen, Eindhoven und Leuven. Mit finanzieller Unterstützung auch Brüssel konnten sich die Universitäts- und Technologiestandorte besser vernetzen und vom gegenseitigen Fachwissen profitieren.

Beispiele aus der ganzen Städteregion

Aber nicht nur in Aachen sondern überall in der Städteregion finden sich Beispiele dafür, wie die Städten und Gemeinden die Nähe zu den europäischen Nachbarn geschickt zu nutzen wissen. So hat sich beispielsweise Würselen durch die gute Verkehrsanbindung zu einem internationalen Warenumschlagsplatz entwickelt, wo zahlreiche Speditionen, Importeure und Exporteure angesiedelt sind. Und die Trinkwasseraufbereitungsanlage der Dreilägerbachtalsperre bei Roetgen beliefert nicht nur die Städteregion sondern auch niederländische Ortschaften.

Dank ihrer Zinkhütten und Erzbergwerke sind Stolberg und Eschweiler traditionsreiche Industriestädte. Renommierte Unternehmen aus der Metall-, Glas- und Kunststoffproduktion haben hier ebenso ihren Sitz wie chemische und pharmazeutische Konzerne. Und übrigens: In der alten Kupferstadt Stolberg werden heute auch Rohlinge für die Euromünzen gefertigt.

Lädt zum Wandern ein: Die Eifel (Foto: Pixabay).

Neben den angesiedelten Industrieunternehmen sind Natur und Tourismus ein mindestens ebenso wichtiger Faktor für die Region. Wandern im Wurmtal, planschen im Blausteinsee oder ein Ausflug in das Naturschutzgebiet Eifel, den einzigen Nationalpark in NRW – die Städteregion lockt Besucher von nah und fern. Die EU unterstützt die Region beim Erhalt ihrer Umweltschätze. So bezuschusste Brüssel etwa verschiedene Projekte der Biologischen Station der Städteregion Aachen zum Schutz der Flora und Fauna.

Die Region Eifel, die Gebiete der Städteregion sowie der Kreise Düren und Euskirchen umfasst, ist außerdem Teil des LEADER-Programms, mit dem die EU in die Entwicklung ländlicher Räume investiert. Akteure aus der Region schlagen Projekte vor, welche dann von lokalen Aktionsgruppen umgesetzt und aus EU-Mitteln ko-finanziert werden. Wirtschaftsförderung, soziale Initiativen, demographischer Wandel, Naturschutz, landwirtschaftliche Projekte – das Themenspektrum ist so breit wie die Ideen der Bürgerinnen und Bürger selbst.

EU stärkt den Forschungsstandort

Darüber hinaus ist die Städteregion Aachen bekannt für ihre akademische Exzellenz. Die größte deutsche Universität für technische Studiengänge, die RWTH Aachen, sowie die Fachhochschule Aachen und zahlreiche weitere Bildungseinrichtungen machen die Städteregion zu einem international angesehenen Zentrum für Wissenschaft und Forschung.

Die Hochschullandschaft profitiert dabei von der Lage im Dreiländereck, da die Einrichtungen enge Beziehungen zu den Universitäten in Belgien und den Niederlanden pflegen. Die Europäische Union stärkt den Forschungsstandort ganz konkret durch finanzielle Unterstützung für wissenschaftliche Projekte in den verschiedensten Themenbereichen, von erneuerbaren Energiequellen über Robotik bis hin zu 3D-Druckern.

Fördergelder aus Brüssel fließen außerdem in verschiedene Projekte in der Region. So nehmen beispielsweise die Stadt Aachen, die Gewoge AG und die STAWAG an dem EU-Programm „Smart-Cities“ teil und erhalten Unterstützung bei der energetischen Gebäudesanierung. 2,8 Millionen Euro stehen dafür bereit. Aachen ist eine von acht Pilotstädten in ganz Europa, in denen das Konzept erprobt wird.

„Vater Europas“ und Aachener Printen

Dass die Städteregion auch historisch fest im Herzen Europas verankert ist, zeigt sich besonders deutlich in Aachen, der westlichsten Großstadt Deutschlands. Das Wahrzeichen der Stadt, der Dom, erinnert an die Bedeutung Aachens als europäischer Knotenpunkt zur Zeit Karls des Großen.

Hier ruht der „Vater Europas“: Aachener Dom.

Schon zu seinen Lebzeiten wurde der mittelalterliche Kaiser „Pater Europae“, „Vater Europas“, genannt. Heute knüpfen die jährlichen Verleihungen des Internationalen Karlspreises sowie des Jugendkarlspreises daran an. Mit der Auszeichnung werden Bürgerinnen und Bürger geehrt, die sich besonders um die Europäische Einigung verdient gemacht haben.

Und noch ein kulinarisches Detail: In einer beliebten Spezialität der Städteregion, die Aachener Printen, steckt auch ein Stück EU. Denn das Gebäck ist durch ein Gütesiegel der Europäischen Kommission als regionales Produkt anerkannt und so vor Nachahmung oder Missbrauch von Namen und Bezeichnungen geschützt.