Europas Regionen stärken

Was haben ein Fahrradbus im Rheinisch-Bergischen Kreis, ein mobiler Jugendtreff im Kreis Euskirchen und ein integratives Musikprojekt im Rhein-Erft-Kreis gemeinsam? In alle diese Projekte fließen Fördermittel der Europäischen Union. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen: So unterstützt die EU zum Beispiel den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs im Dreiländer-Eck, Klimaschutzmaßnahmen in Köln und Bonn, ein Forschungsprojekt im Rhein-Sieg-Kreis gegen Krebserkrankungen, den Strukturwandel im Rheinischen Revier und die Aufwertung des Radwegenetzes im Kreis Heinsberg.

Arndt Kohn, SPD-Europaabgeordneter der Region, betont: „Europäische Fördermittel stecken in viel mehr Projekten, als die meisten Menschen vermuten würden. Die Unterstützung aus Brüssel verbessert spürbar das Leben der Bürger*innen in unserer Region, sei es durch Bildungsangebote, Berufsberatung, die Förderung der lokalen Wirtschaft oder Vereinsprojekte.“

Beispiele aus der ganzen Region

„Ein Problem bleibt jedoch: Es spricht kaum jemand darüber“, so Kohn weiter. „Mir liegt viel daran, den positiven Einfluss Europas auf die Entwicklung unserer Region einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Denn schließlich ist dies ein wichtiger Aspekt, um die Menschen für die europäische Idee zu begeistern!“

Arndt Kohn besucht regelmäßig Projekte in der Region, um sich vor Ort darüber zu informieren, wie europäische Mittel eingesetzt werden und wo Verbesserungsbedarf besteht. Beispiele für aktuelle Förderprojekte finden sich außerdem in den neu aufgelegten Info-Flyern, die individuell für alle Kreise und Städte der Region gestaltet sind (hier zum Download verfügbar).

EU-Parlament debattiert über Zukunft der Regionalpolitik

In welche Projekte die EU zukünftig in welchem Umfang investieren wird, das ist auch Thema der Plenarsitzung des Europäischen Parlaments in Straßburg in dieser Woche. Am Mittwoch debattieren die Abgeordneten über die Zukunft der Regionalpolitik. Aufgeteilt auf sieben verschiedene EU-Fonds macht die Regionalpolitik rund ein Drittel des gesamten EU-Haushalts aus.

Ziel der Regionalpolitik ist es, den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt innerhalb der Europäischen Union zu stärken. Über EU-Projekte wird das Strukturgefälle zwischen den einzelnen Regionen verringert sowie eine ausgewogene räumliche Entwicklung gefördert. Im Mai vergangenen Jahres hatte die EU-Kommission neue Regeln für die Förderperiode von 2021 bis 2027 vorgestellt. Diese fokussieren die sieben EU-Fonds vor allem auf Innovation, insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen, die Energiewende und den Kampf gegen den Klimawandel. Die Abrechnung von EU-Projekten soll durch Bürokratieabbau deutlich erleichtert werden.

EU-Kommission schlägt drastische Kürzungen vor

Der Kommissionsvorschlag sieht vor, dass 15,7 Milliarden Euro nach Deutschland fließen würden. Das bedeutet allerdings eine drastische Kürzung von 21 Prozent, da der Europäische Haushalt durch den Brexit und die Uneinigkeit über die Beiträge der EU-Mitgliedsländer wohl deutlich schrumpfen wird. Das Europäische Parlament hat sich für ein Regionalpolitik-Budget von insgesamt 378,1 Milliarden ausgesprochen. Das sind rund 14 Prozent mehr, als der Vorschlag der EU-Kommission vorsieht.

Arndt Kohn kommentiert: „Wir müssen sicherstellen, dass alle Regionen weiter von der Förderung aus Europa profitieren und wichtige Projekte, zum Beispiel im sozialen Bereich oder zur Innovationsförderung von kleinen und mittleren Unternehmen durchgeführt werden können. Eine zügige Lösung im Sinne einer zukunftsorientierten Regionalpolitik ist ungemein wichtig, damit die Regionen so schnell wie möglich mit der Planung von Projekten beginnen können. Weitere Kürzungen beim Budget der Regionalpolitik, wie sie einige Liberale fordern, lehnen wir Sozialdemokrat*innen ab.“

Europa-SPD pocht auf Nachhaltigkeit

Im zuständigen Ausschuss hatte eine Mehrheit unter sozialdemokratischer Führung Ziele eingebracht, die sicherstellen, dass die EU nur Projekte fördert, die Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Herkunft, Behinderungen, Alter oder sexueller Orientierung den Kampf ansagen. Auf Gleichstellung und Umweltschutz muss ebenso geachtet werden wie auf die nachhaltigen Entwicklungsziele der UN.

Bei der Abstimmung im Plenum kommt es für die Sozialdemokrat*innen darauf an, die im Ausschuss erzielten Fortschritte zu verteidigen. Die Abstimmung, mit der sich das EU-Parlament zu den Vorschlägen der EU-Kommission positioniert, ist für Donnerstag angesetzt. Anschließend beginnen die Verhandlungen zwischen dem Europäischen Parlament, dem Ministerrat und der EU-Kommission über die abschließende Form der neuen Regeln.

Neue Regeln für die Mobilität der Zukunft

Mobilitäts- und Verkehrskonzepte setzen immer stärker auf den Trend hin zu mehr Automatisierung: Bis 2030 sollen vernetzte Fahrzeuge auf Europas Straßen unterwegs sein.

Allerdings sind noch viele rechtliche und ethische Fragen ungeklärt, betont der Europaabgeordnete Arndt Kohn. Daher ist es dringend notwendig, dass die Gesetzgebung Schritt hält und die Rahmenbedingungen für neue und nachhaltige Mobilitätskonzepte schafft.

Ein wichtiger Bestandteil ist die neue EU-Richtlinie zur Kfz-Haftpflichtversicherung. Die bisherige Regelung dient dazu, ein hohes Schutzniveau für die Opfer von Verkehrsunfällen zu gewährleisten sowie den freien Verkehr von Personen und Fahrzeugen in der gesamten EU zu erleichtern. Nun hat die EU-Kommission die Richtlinie auf Überarbeitungs- und Verbesserungsbedarf hin geprüft.

Arndt Kohn: „Wir brauchen rechtliche Klarheit“

Arndt Kohn, Mitglied des Binnenmarktausschusses im EU-Parlament, begrüßt den Vorschlag der EU-Kommission: „Wir brauchen einen klaren gesetzlichen Rahmen für Kfz-Versicherungen. Der Schutz der Opfer von Verkehrsunfällen und die Harmonisierung der Mindestdeckungssummen bei Unfällen müssen überarbeitet werden, um mit Innovationen wie autonom fahrenden Autos Stand zu halten. Von rechtlicher Klarheit würden auch die Unternehmen in der Region Aachen profitieren, die Vorreiter hinsichtlich der Automatisierung von Fahrzeugen sind.“

Die Sozialdemokrat*innen im EU-Parlament haben sich dafür eingesetzt, dass die EU-Kommission fünf Jahre nach der Umsetzung eine Bewertung der Richtlinie im Zuge der technologischen Entwicklung vornimmt, um stetige Anpassungen vornehmen zu können. Außerdem plädiert die sozialdemokratische Fraktion für weitergehende Maßnahmen, um einen umfassenderen Schutz der Verbraucher*innen zu erzielen.

Überregulierung vermeiden

„Wir fordern eine faire Entschädigung von Unfallopfern durch die Erhöhung des Mindestdeckungsbetrags im Falle eines Unfalls auf 10 Millionen Euro für Personenschäden und auf zwei Millionen Euro für Sachschäden. Das geht deutlich über die Vorschläge der EU-Kommission hinaus. Aber nur mit diesen Mindestsummen können wir sicherstellen, dass in der gesamten EU bei Personen- und Sachschäden stets ein ausreichender Mindestschutz für die Opfer von Unfällen gewährleistet ist. Verbraucher*innen brauchen außerdem einen fairen und transparenten Zugang zu Versicherungen, die sie sich leisten können“, betont der Europaabgeordnete Arndt Kohn.

Das EU-Parlament fordert außerdem, dass E-Bikes, Segways und E-Scooter von der Versicherungspflicht ausgenommen werden. „Für eine saubere Luft in unseren Städten sind mehr Fahrradfahrer*innen Teil der Lösung. Dabei spielen auch E-Bikes eine wichtige Rolle. Eine Versicherungspflicht für diese Fortbewegungsmittel wäre unnötige Überregulierung, da nicht mehr Unfälle mit E-Bikes passieren als mit normalen Fahrrädern“, so Arndt Kohn.

Über die Richtlinie wird am Mittwoch im Plenum des Europäischen Parlaments abgestimmt.

Tierschutz: „Es besteht deutlicher Handlunsgbedarf“

Das Europäische Parlament will den Tierschutz bei Transporten in der Europäischen Union stärken und die Bedingungen bei Tiertransporten innerhalb der EU verbessern, aber auch bei Langstreckentransporten in Drittstaaten. In den Fahrzeugen ist es gerade in den Sommermonaten so heiß, dass Tiere leiden und nicht selten qualvoll sterben.

Der Agrarausschuss des EU-Parlaments hat dazu einen Bericht erstellt, der die zuständige EU-Verordnung auf den Prüfstand stellt. Das bisherige Regelwerk hat bereits wichtige Leitlinien abgesteckt. Problematisch ist allerdings, dass die bestehenden Regeln zum Teil in den EU-Mitgliedstaaten unzureichend oder gar nicht umgesetzt werden. Außerdem sind an einigen Stellen aus Sicht der Europa-SPD Verschärfungen notwendig.

Kohn: „Mängel sind besorgniserregend“

„Die SPD weist bereits seit Jahren auf den mangelnden Tierschutz bei Transporten hin“, so Arndt Kohn, Europaabgeordneter aus Stolberg. „Die Mängel, die bei Kontrollen festgestellt werden, sind besorgniserregend und müssen dringend beseitigt werden. Hier besteht deutlicher Handlungsbedarf. Dass das Thema den Menschen wichtig ist, zeigt auch die Debatte in der Bundespolitik über ein staatliches Tierwohl-Label: Eine große Mehrheit der Bürger*innen wünscht sich eine bessere Aufklärung über die Haltungsbedingungen. Das Wohl der Tiere kann also durchaus die Kaufentscheidungen der Verbraucher*innen beeinflussen.“

Am Donnerstag debattiert das Plenum des Europäischen Parlaments über den Bericht. Im Ausschuss waren zuvor mehrere Kompromisse ausgehandelt worden. In einem davon wird gefordert, dass der Transport von lebenden Tieren eingestellt wird, sollten die vollständigen Anforderungen der Verordnung nicht während des gesamten Transports in Drittländer sichergestellt werden können. Voraussichtlich werden die Fraktionen zu diesen Themen noch Änderungsanträge einreichen.

Unterschiedliche Positionen im Parlament

Die Hauptkontroverse der Ausschussabstimmung war die Frage nach Begrenzungen der maximalen Transportdauer. Dabei vertraten die Fraktionen unterschiedliche Positionen: Die konservative Europäische Volkspartei lehnte eine maximale Stundenanzahl ab, während sich unter anderem die sozialdemokratische Fraktion für eine klare Begrenzung einsetzt.

Die Sozialdemokrat*innen plädieren außerdem dafür, verstärkt unangekündigte Kontrollen durchzuführen, um die Einhaltung der Regeln wie zum Beispiel zum Mindestplatz für Tiere in den Transportern zu überwachen. Zudem sollte in der EU zunehmend auf den Transport von Fleisch und Zuchtmaterial anstelle von lebenden Tieren umgestiegen werden. Sollte der Bericht mit großer Mehrheit im Plenum angenommen werden, wächst der Druck auf die EU-Kommission, das bestehende Regelwerk zu verschärfen und die konsequente Umsetzung stärker zu kontrollieren.

Cybersicherheit in Europa stärken

Angesichts der steigenden Anzahl an Cyberangriffen, wie beispielsweise dem Hackerangriff auf Politiker*innen und Prominente im Dezember 2018, spielt die Zusammenarbeit im Bereich der Netzwerk- und Informationssicherheit eine zunehmend wichtige Rolle.

Auch unsere Region profiliert sich in diesem Bereich mit dem Zentrum für Cybersicherheit der Bundeswehr in Euskirchen und zudem mit einer beachtlichen Anzahl an ortsansässigen Unternehmen und Mittelständlern in der IT-Sicherheitsbranche.

Zusammenarbeit der Europäischen IT-Industrie

Der Europaabgeordnete Arndt Kohn, Mitglied im Binnenmarktausschuss des EU-Parlaments, betont: „Hacker machen vor nationalen Grenzen nicht halt. Deshalb muss in Europa gemeinsam gegen Cyberangriffe vorgegangen werden, indem die europäische Forschungs- und Industriegemeinschaft besser zusammenarbeitet.“

Dazu hat die EU-Kommission die Errichtung eines Europäischen Kompetenzzentrums für Cybersicherheit vorgeschlagen, welches die Forschung und Entwicklung im Bereich Cybersicherheit stärken und koordinieren soll. Der Gesetzgebungsvorschlag wurde bereits im Binnenmarktausschuss abgestimmt und muss noch vom Plenum des EU-Parlaments bestätigt werden.

Abhängigkeit von Nicht-EU-Staaten beenden

Arndt Kohn begrüßt diesen Vorschlag: „Bisher ist die EU Netto-Importeur von Cybersicherheitsprodukten. Das bedeutet, dass wir auf nicht-europäischen Hersteller und Dienstleister aus den USA, China und Russland angewiesen sind. Und das, obwohl 660 Organisationen als Expertisezentren für Cybersicherheit bei der EU-Kommission registriert sind, die sehr viel Potential haben. Dieser Abhängigkeit kann durch die Stärkung des EU-Binnenmarkts mit einem Kompetenzzentrum für Cybersicherheit ein Ende gesetzt werden.“

Weiterhin soll das neue Zentrum dazu beitragen, die Sensibilität für das Thema Cybersicherheit bei den Bürger*innen zu erhöhen. Dies soll durch die Zusammenarbeit mit der europäischen Cybersicherheitsgemeinschaft bestehend aus Vertreter*innen von Industrie, Wissenschaft, gemeinnützigen Forschungsorganisationen und -verbänden sowie öffentlichen Einrichtungen ermöglicht werden.

Das Kompetenzzentrum soll voraussichtlich 2021 in Brüssel seine Türen öffnen und wird vorerst eine Finanzierung von sieben Jahren aus Europäischen Fonds und von den Mitgliedsstaaten erhalten.

80 Millionen Euro über 7 Jahre aus Europa für Köln

Diese Zahlen gehen aus einer Kleinen Anfrage der SPD-Landtagsabgeordneten Jochen Ott, Martin Börschel, Susana dos Santos Hermann, Gabriele Hammelrath und Andreas Kossiski an die Landesregierung NRW mit dem Titel „Zwischenbilanz der EU-Förderung für die Stadt Köln“ hervor.

Arndt Kohn, SPD-Europaabgeordneter für den Regierungsbezirk Köln, begrüßt die finanzielle Unterstützung aus Brüssel: „Die Europäische Union finanziert unmittelbar gesellschaftliche, unternehmerische und ökologische Projekte in unserer Region und der Stadt Köln. Gute Beispiele hierfür sind zum Beispiel unterschiedliche Projekte im Bereich der INTEREGG Förderung, die vor allem die grenzüberschreitende Zusammenarbeit fördern!“

Das sieht auch der NRW-Landtagsabgeordnete Jochen Ott so, der die Kleine Anfrage zusammen mit seinen Kölner Fraktionskolleg*innen stellte: „Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Wir Bürgerinnen und Bürger profitieren in unserem Alltag deutlich von der oft zu Unrecht als Bürokratiemonster verunglimpften EU. Die Mittel sorgen dafür, dass beispielweise Bürger*inneninitiativen ihren erfolgreichen Einsatz für gelungene Integration weiterführen und ausbauen oder der Klimaschutz vor Ort gestärkt werden kann. Das sind Puzzleteile in einem europäischen Friedensprojekt, dass wir bei den Wahlen im Mai gegen die EU-Kritiker verteidigen wollen.“

Arndt Kohn: „Die europäischen Fördermittel sind ein zentrales Element bei der Stärkung der Regionen in Europa. In der Stadt Köln fördern sie zum Beispiel den Strukturwandel, indem durch die Gelder aus Europa Beschäftigung oder digitale Infrastruktur geschaffen wird.“

Um diese positive Wirkung weiter zu verstärken, hat Kohn ehrgeizige Ziele: „Ich setze mich dafür ein, dass in dem kommenden Förderzeitraum mehr europäische Mittel in die Regionen fließen. Die politischen und zivilgesellschaftlichen Akteure vor Ort kennen die Bedürfnisse der Bürger*innen in der Stadt Köln am besten. Ihre Projekte und Maßnahmen müssen weiterhin auch finanziell aus Europa unterstützt werden. Davon profitieren am Ende alle – nicht nur die Stadt Köln!“

Fair Taxation: What next?

Verschiedene Steuerskandale, von LuxLeaks und Offshore-Leaks bis zu den Panama Papers und Paradise Papers, haben die Bekämpfung von Steuerhinterziehung und aggressiver Steuervermeidung auf die Tagesordnung der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments gesetzt.

Im Rückblick auf die laufende Legislaturperiode hat die EU wichtige Erfolge erzielt: strenge Vorschriften gegen aggressive Steuerplanung oder einen verbesserten Informationsaustausch zwischen Steuerverwaltungen. Andere Maßnahmen sind jedoch noch umstritten, beispielsweise die gemeinsame konsolidierte Körperschaftsteuer-Bemessungsgrundlage (GKKB), die digitale Steuer oder die öffentliche Berichterstattung nach Ländern.

Was wurde bisher in der EU und auf internationaler Ebene erreicht? Wie kann man die ungerechten Steuerpraktiken effektiv beenden? Unsere Podiumsdiskussion bietet Stakeholdern (Interessensvertretern) aus verschiedenen Hintergründen die Möglichkeit, potenziell konfrontierte Ansichten zu diskutieren, bevor sie sich den Fragen des Publikums stellen.

Programm:

14:00 Begrüßung und einleitende Bemerkungen – FES Brüssel

14:10 Gesprächsrunde moderiert von Arndt Kohn MdEP (S&D)

  • Grace Perez-Navarro (stellvertretender Direktor des OECD-Zentrums für Steuerpolitik und -verwaltung),
  • Roland Franke (Deutsche Stiftung für Familienunternehmen)
  • Dr. Norbert Walter-Borjans (ehemaliger Finanzminister des Landes Nordrhein-Westfalen)

15:00 Uhr Meinungsaustausch mit Teilnehmern

15:50 Schlussworte

16:00 Kaffeeempfang

Stärken des Rheinischen Reviers bündeln

Die Ergebnisse der Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ liegen nun auf dem Tisch. Die Kernbotschaft, dass der Ausstieg beschlossene Sache ist, ist ein wichtiges Signal. Das Enddatum 2038 erscheint noch in weiter Zukunft. Es liegt jedoch nahe, dass die ersten Kraftwerke, die abgeschaltet werden, im Rheinischen Revier zu finden sind. Insbesondere Umweltverbände drängen auf ein früheres Ausstiegsdatum, weswegen der Streit um die Laufzeit der Braunkohlenutzung nicht beigelegt ist.

Das Ergebnis ist ein Arbeitsauftrag für die Politiker*innen in Bund und Land: Den betroffenen Regionen sowie den mittelbar und unmittelbar betroffenen Menschen müssen jetzt zukunftsfähige Konzepte vorgelegt werden, damit die Unsicherheit insbesondere bei jüngeren Beschäftigten und deren Familien ein Ende hat. Für ältere Arbeitnehmer*innen muss es ausreichende Ausgleichszahlungen geben.

Forschungs- und Industriestandort stärken

Ich erwarte von der Bundesregierung und der Landesregierung NRW, dass sie ihre Vorstellungen von Strukturwandel klar formulieren und gute Gesetze bzw. Staatsverträge ausarbeiten, die die Stärken des Rheinischen Reviers bündeln, die Akteure zwischen Aachen und Köln an einen Tisch bringen und die Chancen nutzen, die dieser Strukturwandel für unsere Region, für die Hochschulen sowie für die Energiewende bietet.

Der Abschlussbericht stellt 40 Milliarden Euro über 20 Jahre für die vier betroffenen Regionen in Aussicht. Die Ausgleichszahlungen an die Energieversorger sollten sich dabei nicht ausschließlich in deren Bilanz wiederfinden, sondern zumindest teilweise in unserer Region reinvestiert werden. Wir als Politiker*innen aus der Region sind jetzt aufgerufen, über Parteigrenzen hinweg gute Lösungen für die Menschen, die Natur sowie den Forschungs- und Industriestandort Rheinisches Revier zu finden. Nur gemeinsam kann dies gelingen.

Europa muss Teil der Lösung sein

Viele Beispiele und Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern können hier helfen. Und Europa muss auch ein Teil der Lösung sein, indem wir z. B. die Warenströme durch unsere Region besser nutzen, indem wir enger mit den Hochschulen in unseren Nachbarländern kooperieren und indem wir unsere Potentiale besser vernetzen.

Die Energiewende kann nur als europäisches Projekt erfolgreich sein. Wenn Deutschland aus der Kohle und Atomkraft aussteigt, aber weiterhin Strom aus diesen Quellen von unseren europäischen Nachbarländern importiert, wäre für das Klima wenig gewonnen. Daher sollte sich Deutschland auf europäischer Ebene stärker für eine nachhaltige und ökologisch verantwortungsbewusste Klima- und Energiepolitik einsetzen.

20 Mio. Euro Fördermittel aus der EU für die Städteregion

Zusätzlich wurden mehr als 12 Millionen Euro bewilligt. Diese Zahlen gehen aus einer Kleinen Anfrage des SPD-Landtagsabgeordneten Stefan Kämmerling an die Landesregierung NRW mit dem Titel „Zwischenbilanz der EU-Förderung für die Städteregion Aachen“ hervor.

Arndt Kohn, SPD-Europaabgeordneter für die Städteregion, begrüßt die finanzielle Unterstützung aus Brüssel: „Die Europäische Union finanziert unmittelbar gesellschaftliche, unternehmerische und ökologische Projekte in unserer Region. Gute Beispiele sind die gigabitfähige Internetleitung in Stolberg, die Berufsberatung in Alsdorf oder der Erhalt der Artenvielfalt der Eifel. Leider ist darüber noch zu wenig bekannt!“ Das will der Abgeordnete ändern: „Die europäischen Fördermittel sind ein zentrales Element bei der Stärkung der Regionen in Europa. In der Städteregion Aachen fördern sie zum Beispiel den Strukturwandel, indem durch die Gelder aus Europa Beschäftigung oder digitale Infrastruktur geschaffen wird.“

Um diese positive Wirkung weiter zu verstärken, hat Kohn ehrgeizige Ziele: „Ich setze mich dafür ein, dass in dem kommenden Förderzeitraum mehr europäische Mittel in die Regionen fließen. Die politischen und zivilgesellschaftlichen Akteure vor Ort kennen die Bedürfnisse der Bürger*innen in der Städteregion am besten. Ihre Projekte und Maßnahmen müssen weiterhin auch finanziell aus Europa unterstützt werden. Davon profitieren am Ende alle – nicht nur die Städteregion Aachen!“

Der SPD-Landtagsabgeordnete Stefan Kämmerling schließt sich dem an und ergänzt: „Es ist schön zu sehen, dass die Europäische Union eigentlich doch ganz nah bei den Menschen – auch den Menschen unserer Region – ankommt. 20 Millionen Euro bewilligte Fördergelder in der Städteregion Aachen, davon rund 7,1 Millionen Euro für die Menschen meines Landtagswahlkreises in den Städten und Gemeinden Eschweiler, Monschau, Roetgen, Simmerath und Stolberg. In Eschweiler und Simmerath ist beispielsweise die Finanzierung des Schulmilch- / Schulobstprogramms zu nennen. Hier kommen Gelder aus Brüssel direkt bei den Schulkindern unserer Region an. Die Europäische Union muss diesen Weg, der auch „Kohäsionspolitik“ genannt wird, weitergehen und intensivieren. Dafür setzt sich auch unser Europaabgeordneter Arndt Kohn intensiv ein.“

Autonomes Fahren: Eine Chance für die Zukunft

In der Städteregion Aachen werden autonome Fahrzeuge bereits von mehreren lokalen Unternehmen getestet. Im März 2019 soll der teilautonome E-Bus „e.GO Mover“, ein Forschungsprojekt der RWTH Aachen, in Serienproduktion gehen.

„Ich freue mich, dass die Städteregion Aachen im Gebiet autonomes Fahren eine Vorreiterrolle einnimmt“, so der Europaabgeordnete Arndt Kohn aus Stolberg. „Doch gerade als Grenzregion ist es für uns wichtig, dass die rechtliche Grundlage für autonomen Verkehr europäisch geregelt wird. Nur so können wir sicherstellen, dass in Zukunft autonom fahrende Fahrzeuge auch über die Grenzen hinaus genutzt werden können.“

Eine Technologie mit Zukunft

Diese Woche stimmt das EU-Parlament über einen Initiativbericht zum Thema autonomes Fahren ab. Arndt Kohn hat als Berichterstatter des Verbraucherschutzausschusses dessen Stellungnahme federführend vorbereitet. Er fordert die EU-Kommission dazu auf, Regelungen für autonomen und vernetzten Verkehr vorzulegen, um die neuen Technologien voranzubringen.

Der SPD-Europaabgeordnete sieht autonome Fahrzeuge als enorme Chance für privaten aber vor allem auch für den öffentlichen Verkehr: „Autonome öffentliche Verkehrsmittel können insbesondere ländliche Gebiete besser anbinden. Auf langen Strecken in außerhalb gelegene Gebiete lohnt es sich heute für die Unternehmen kaum noch, das ohnehin knappe Personal einzusetzen, da die Fahrgastzahlen niedrig sind. Mit zukunftsfähigen Technologien wäre es möglich, hier wieder mehr Verbindungen anzubieten.“

Außerdem werden zurzeit laut Zahlen der Europäischen Kommission 94 Prozent der Unfälle rein durch menschliches Verhalten verursacht, sodass autonomer Verkehr einen großen Beitrag zur Sicherheit im Straßenverkehr leisten kann. Fahrer*innenlose Autos erlauben auch breiteren Zugang zum Verkehr für Menschen mit eingeschränkter Mobilität.

Herausforderungen durch effektive Gesetzgebung meistern

Trotz der vielen Vorteile ist das Vertrauen der Verbraucher*innen in die neue Technologie noch nicht gewährleistet. Zahlreiche offene Fragen müssen noch geklärt werden: So ist zum Beispiel noch unklar, wer im Falle eines Unfalls mit autonomen Fahrzeugen haftet. Und auch der Datenschutz bleibt eine große Herausforderung.

Daher fordert Arndt Kohn die EU-Kommission auf, entsprechende Gesetzesvorschläge auf den Tisch zu legen: „Nur durch eine klar verständliche Rechtslage können wir Herausforderungen wie Datenschutz, Cybersicherheit und ethische Fragen zu künstlicher Intelligenz meistern, um Nutzer*innen optimal zu schützen und nachhaltiges Vertrauen in die neuen Technologien aufzubauen. Wenn in Europa bis 2030 voll-autonome und vernetzte Fahrzeuge zum Alltag gehören sollen, müssen wir dies mit europäischer Gesetzgebung regeln, sodass die Nutzung fair und im Sinne der Verbraucher*innen erfolgen kann.“

Ein Stück Europa in der Tasche

Mit einer feierlichen Sitzung gedenkt das Europäische Parlament am 15. Januar 2019 der Einführung des Euros. Zu Gast im Parlament sind unter anderem Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, der Präsident der Europäischen Zentralbank Mario Draghi und der Eurogruppenchef Mário Centeno. Gemeinsam mit den Abgeordneten werden sie an die Bedeutung der Gemeinschaftswährung erinnern und Perspektiven für die Zukunft aufzeigen.

Die Idee einer gemeinsamen Währung entstand schon früh im europäischen Einigungsprozess. Bereits seit 1972 gab es erste Anstrengungen, die Wechselkurse der europäischen Staaten aneinander zu binden. Bis zum Erfolg war es aber noch ein weiter Weg: Erst in den 90er Jahren waren die Pläne soweit ausgereift, dass die Währungsunion schrittweise eingeführt werden konnte.

Heute ist der Euro in 19 der 28 EU-Mitgliedstaaten – und damit für 340 Millionen Europäer*innen –die offizielle Währung. Gleichzeitig spielt er auch auf internationaler Ebene eine wichtige Rolle: 2017 wurde der Euro bei 36 Prozent der internationalen Zahlungen verwendet und liegt damit nur knapp hinter dem US-Dollar, der bei 40 Prozent der Zahlungen verwendet wurde.

Großer Rückhalt in der Bevölkerung

Die Zustimmung unter den Europäer*innen zur Gemeinschaftswährung liegt unterdessen auf einem Rekord-Hoch: Laut einer Eurobarometer-Umfrage findet eine Mehrheit von 74 Prozent der Befragten, dass der Euro eine „gute Sache“ für die EU sei, und 64 Prozent gaben an, ihr Land profitiere vom Euro.

Dank des Euros ist Arbeiten, Studieren und Reisen für die Menschen in Europa deutlich einfacher geworden. Durch die gemeinsame Währung ist es für Verbraucher*innen leichter möglich, Preise grenzüberschreitend zu vergleichen und einzukaufen. Auch für Unternehmen bietet der Euro viele Vorteile, da keine Kosten und Unsicherheiten im Umgang mit schwankenden Wechselkursen mehr anfallen. Gerade der deutschen Exportwirtschaft kommt die Gemeinschaftswährung zu Gute.

Ein Stück Europa im Geldbeutel

Der Euro ist ein Meilenstein der europäischen Integration“, so der SPD-Europaabgeordnete Arndt Kohn. „Dieses Projekt müssen wir kontinuierlich weiterentwickeln und vor allem dafür sorgen, dass nicht einige wenige Länder profitieren, während andere zurückfallen. Die Eurokrise hat die Schwächen des Systems schmerzhaft aufgezeigt. Für eine stabile und zukunftsfähige Währungsunion brauchen wir wirksame Instrumente, um solchen Krisen besser vorzubeugen. Dazu gehört eine echte gemeinsame Wirtschafts- und Steuerpolitik in Europa.“

Für Arndt Kohn hat die Gemeinschaftswährung auch noch einen ganz persönlichen Bezug: In seinem Heimatort, der „Kupferstadt“ Stolberg, wird bis heute in zwei großen Firmen Messing verarbeitet, unter anderem zur Herstellung von Euro-Münzen. Kohn erinnert sich: „Als Schüler habe ich während eines Ferienjobs in der Metallverarbeitung an den ersten Euromünzen mitgearbeitet. Später bei der Sparkasse habe ich als Azubi säckeweise D-Mark gegen Euro getauscht. Und mittlerweile haben wir alle seit 20 Jahren jeden Tag ein Stück Stolberg in der Tasche!“

„Für alle Menschen in Europa, ob aus Stolberg oder anderswo, sind die Scheine und Münzen eine tägliche Erinnerung, wie eng Europa mittlerweile zusammengewachsen ist“, so Kohn weiter. „Gerade bei uns im Dreiländereck, wo wir früher mit drei verschiedenen Währungen hantieren mussten, ist das ein großer Fortschritt. Der Euro steht damit symbolisch auch für den Frieden, den Zusammenhalt und – durch die verschiedenen Designs auf der Rückseite – für die Vielfalt, die Europa ausmacht. Das ist eine Errungenschaft, die es zu bewahren gilt!“