Reparieren statt wegwerfen

Ob Fernseher, Rasierer oder Fön – kaputte Elektrogeräte wandern immer häufiger in den Müll, anstatt dass ihre Besitzer sie zur Reparatur geben. Verwunderlich ist das nicht, schließlich ist es für die Verbraucherinnen und Verbraucher in vielen Fällen günstiger oder einfacher, sich ein neues Gerät zu besorgen, anstatt das alte wieder in Ordnung bringen zu lassen.

Doch die geringe Lebensdauer von Elektrogeräten bringt eine ganze Reihe von Problemen mit sich, angefangen beim Umwelt- und Verbraucherschutz bis hin zum Abbau von Arbeitsplätzen in der Reparaturbranche und Nachteilen für europäische Unternehmen, die langlebige Produkte anbieten. Ein Initiativbericht, über den das Europäische Parlament am Dienstag abstimmt, fordert daher deutliche Verbesserungen bei der Qualität und der Nachhaltigkeit von Produkten.

Verheerende Umwelt- und Rohstoffbilanz

Beim Kauf neuer Elektrogeräte greifen Kunden mit steigender Tendenz zu Produkten aus niedrigen Preissegmenten, die in Schwellenländern hergestellt werden. Für Hersteller von Elektroprodukten gibt es derzeit wenig Anreiz, ihre Produkte langlebiger zu konzipieren. Die Umwelt- und Rohstoffbilanz solcher qualitätsarmer Produkte fällt entsprechend verheerend aus.

Darüber hinaus hat das Problem auch eine soziale Dimension. Wenn Produkte bereits nach einer kurzen Nutzungsdauer nicht mehr zu gebrauchen sind, trifft dies einkommensschwache Verbraucher am härtesten, heißt es in der Begründung des Initiativberichts: Weil sie nicht viel Geld haben, erwerben sie vor allem günstige Geräte, die schneller kaputtgehen. Damit sind sie doppelt gestraft.

Europäisches Parlament fordert Umdenken

Mit dem Bericht fordern die Abgeordneten, dass Elektroprodukte, die in der EU verkauft werden, künftig eine längere Lebensdauer aufweisen müssen. Dafür sollen Reparaturen erleichtert werden. Ersatzteile sollen einfacher erhältlich, Geräte einfacher reparierbar und einzelne Teile eines Geräts besser austauschbar sein. Außerdem sollen Verbraucher besser darüber informiert werden, wie Produkte repariert werden können.

Zurzeit werden viele defekte Geräte nicht repariert, der Anteil beläuft sich auf gerade einmal 44 Prozent, heißt es in der Begründung des Initiativberichts: „Über die Förderung der Reparaturbranche könnten also Arbeitsplätze geschaffen werden, und Abfall sowie Verschmutzung könnten reduziert werden, ganz zu schweigen davon, dass die Kaufkraft der Verbraucher erheblich steigen würde und für die europäischen Unternehmen weitere Geschäftschancen entstehen würden.“

Konservative Mehrheit verwässert Forderungen

Wenn das Plenum dem Bericht zustimmt, wird dieser an den Europäischen Rat und die Kommission übermittelt. Bei der Abstimmung ist mit einer fraktionsübergreifenden Unterstützung zu rechnen. Die Europa-SPD unterstützt den Initiativbericht als einen Schritt in die richtige Richtung – wenn auch nur einen kleinen. Denn leider hat die konservative Mehrheit im Parlament die Forderungen des Berichts zum Teil stark verwässert.

Dabei ging es insbesondere um die Stärkung von Verbraucherrechten, etwa um eine Herstellergarantie. Diese könnte die zu erwartende Lebensdauer eines Produktes fixieren. Die konservativen Abgeordneten gaben sich auf Kosten von Umwelt- und Verbraucherschutz mit Lippenbekenntnissen zufrieden, anstatt die Gelegenheit zu nutzen, entscheidende Weichenstellungen zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft vorzugeben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert