Arndt Kohn besucht EU-Projekt in Leverkusen

„Ein Projekt mit Vorbildcharakter auch für andere Kommunen“, resümierte Arndt Kohn beim Besuch in Leverkusen. Der Europaabgeordnete informierte sich im Stadtteil Rheindorf, für welche Maßnahmen die Finanzmittel aus dem Europäischen Sozialfonds vor Ort eingesetzt werden. Der Fachbereich Soziales der Stadt Leverkusen setzt in Rheindorf gemeinsam mit der Suchthilfe Leverkusen gGmbH, der Hochschule Niederrhein und der JOB Service Beschäftigungsförderung Leverkusen gGmbH (JSL) das Programm „Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier“ – kurz BIWAQ – um.

Im Rheindorfer Stadtteilbüro kam Arndt Kohn mit den Praktikerinnen und Praktikern der diversen Teilprojekte ins Gespräch. Sozialdezernent Alexander Lünenbach erläuterte ihm, dass sich das Engagement für Rheindorf unter dem Motto „RHEINDORFerLEBEN“ in drei Schwerpunkte untergliedert: Sozial-integrative Unterstützung des friedlichen und gleichberechtigten Zusammenlebens der Bewohnerinnen und Bewohner im Stadtteil, Förderung der lokalen Ökonomie und gesundheitliche Prävention.

Die bewilligte Fördersumme für den Zeitraum von April 2015 bis Ende 2018 liegt bei insgesamt rund 1,5 Millionen Euro für alle Teilprojekte. Davon kommen knapp 840.000 Euro aus dem Europäischen Sozialfonds sowie etwa 670.000 Euro aus Bundesmitteln. Hinzu kommen Eigen- und Kommunalmittel in Höhe von 167.805,41 Euro. Die laufenden Aktivitäten knüpfen an frühere Angebote im Rahmen des Förderprogramms ‚Soziale Stadt Rheindorf-Nord‘ an.

Nähe zu den Bewohnerinnen und Bewohnern im Stadtteil

Einen großen Zuspruch verzeichnet das seit April 2015 über BIWAQ geförderte ‚Sprachcafé mit Bewerbungstraining‘ der JSL. Es bietet neben dem Lerntreff Hilfestellungen bei alltäglichen Fragen wie zum Beispiel der Bearbeitung von Anträgen, dem Ausfüllen von Formularen oder der Erstellung von Bewerbungsunterlagen. Bei Bedarf werden auch weiterführende Beratungsangebote im Leverkusener Hilfenetzwerk erschlossen.

Der Lerntreff findet an zwei Vormittagen in der Woche statt. Hier sind die Teilnehmenden überwiegend weiblich, zwischen 30 und 50 Jahre alt und kommen aus vielen Teilen der Welt – unter anderem aus Marokko, der Türkei, der Ukraine, Rumänien, Russland und Albanien.

Seit 2015 gibt es einen Quartiershausmeister. Er ist Ansprechpartner für die Menschen im Viertel und trägt zur Verbesserung des Wohnumfeldes und nachbarschaftlicher Kontakte bei. Ob Entrümpelung eines Kellers, Vermittlung bei Konflikten zwischen Mieter und Vermieter oder Unterstützung bei handwerklichen Tätigkeiten – der Quartiershausmeister ist bei vielfältigen Aufgaben die Person des Vertrauens.

Zudem haben die Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils seit Januar 2018 mit der Quartierslotse eine neue Anlaufstelle, die ohne vorherige Anmeldung berät und hilft, die Angebote des Leverkusener Hilfenetzwerks wahrzunehmen und sich im Sozial- und Gesundheitssystem zu orientieren.

Arndt Kohn mit dem BIWAQ-Team in Rheindorf (Foto: Stadt Leverkusen).

Im Jahr 2015 begann die Arbeit der Fachhochschule Niederrhein in Rheindorf mit einer Unternehmerbefragung. Darüber hinaus wurden zehn Interviews mit Multiplikatoren zu den Stärken und Schwächen des Stadtteils, eine Haushaltsbefragung und eine Befragung des Publikums des Rheindorfer Wochenmarktes durchgeführt. Aus den Ergebnissen wurden Handlungsempfehlungen abgeleitet.

Unternehmen vernetzen – Synergien fördern

Initiiert von der Hochschule Niederrhein trifft sich ein fester aktiver Kreis der Unternehmerschaft aus Branchen wie Einzelhandel, Dienstleistung, Handwerk und Gastronomie regelmäßig zu einem Unternehmertreffen. Neben der aktiven Unternehmerschaft nehmen auch weitere Unternehmerinnen und Unternehmer an den Gemeinschaftsaktionen im Stadtteil teil. Ein Konzept zum Unternehmermarketing bzw. partizipativen Quartiersmarketing wurde bei den gemeinsamen Unternehmertreffen und aus den Ergebnissen heraus entwickelt. Es basiert auf einem Corporate Identity-Ansatz und zeigt die Potenziale und Qualitäten eines Quartiers auf. Bei regelmäßigen Unternehmertreffen wurden überdies gemeinsame Aktionen wie der Vorteilstag und der erste Weihnachtsmarkt Rheindorfs im vergangenen Jahr geplant.

Die Beratungen erfolgten beispielsweise zu Themen wie Raum- und Schaufenstergestaltung, Cross-Marketing (Cross-Selling), Empfehlungsmarketing, Diversity Management etc. Die Stabilisierung und Vermarktung erfolgt auch über regelmäßige Werbe- und Aktionsanzeigen in lokalen und regionalen Zeitungen und über soziale Netzwerke. Um das Netzwerk nachhaltig zu erhalten, wurde aus dem Unternehmernetzwerk heraus ein Verstetigungskonzept bzw. ein Konzept für eine Werbegemeinschaft entwickelt. Dieses soll die Strukturen und Maßnahmen, über die Projektzeit hinaus, erhalten. Dabei sollen das Unternehmernetzwerk und die Interessenfördergemeinschaft zusammengeführt werden. Die Zusammenführung wird bis zum Projektende begleitet und etabliert.

Gesundheitsprävention und Suchtvorbeugung

Suchtverhalten führt oft zur Arbeitslosigkeit und ist ein Hinderungsgrund für eine erneute Arbeitsaufnahme. Suchtbedingtes Vermittlungshemmnis ist somit gerade bei langzeitarbeitslosen Menschen ein Kernproblem, zumal es oft mit anderen Problemen korrespondiert und diese sich dann wechselseitig verstärken (Wohnen, Schulden, Fahrerlaubnisentzug, familiäre und Beziehungsprobleme). Mit den betroffenen Menschen wird über die Lösung ihrer sozialen Problemlagen eine Vertrauensbasis erarbeitet, die sie dann auch in Suchtfragen Hilfsangebote wahrnehmen lässt.

Um bei Suchtproblematiken frühzeitig Hilfe anbieten zu können, wurde im Rahmen des BIWAQ-Projektes in Zusammenarbeit mit der JSL eine niederschwellige Unterstützungsstruktur aufgebaut. So werden mögliche Teilnehmende der Maßnahmen zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt bei eventuellen Suchtproblematiken an weitere Hilfen herangeführt. Über das Angebot des Sprachcafés im Stadteilbüro werden Menschen mit Migrationshintergrund erreicht. Der Quartiershausmeister ist ebenfalls Mittler bei der Kontaktaufnahme zu Hilfsangeboten. Schließlich werden über öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen und Angebote potenziell Betroffene bzw. deren Bezugsgruppen angesprochen.

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