Auf den Spuren von Karl dem Großen

„Vater Europas“: So wurde Karl der Große schon zu Lebzeiten genannt. Er gilt als einer der Vordenker eines vereinten Europas. Um dieses kulturelle Erbe lebendig zu halten, hat der Europarat Anfang Juli die „Via Charlemagne“ als „Europäische Kulturroute“ ausgezeichnet. Das Zertifikat wurde bei einer Zeremonie im Europäischen Parlament in Straßburg feierlich überreicht und ist für drei Jahre gültig.

Der Europaabgeordnete Arndt Kohn (SPD) hatte die Bewerbung unterstützt und freut sich nun über die Auszeichnung: „2018 ist das Jahr des Europäischen Kulturerbes. Dies ist eine gute Gelegenheit, sich einmal mehr in Erinnerung zu rufen, welche gemeinsamen Wurzeln uns Europäerinnen und Europäer verbinden. Dazu trägt das Projekt ‚Via Charlemagne‘ vorbildlich bei.“

Karl der Große: Ein echter Europäer

Vor Jahrhunderten durchquerten die Karolinger beinahe ganz Westeuropa, um den Kontinent zu vereinigen. Karl der Große führte viele Eroberungsfeldzüge an, später setzte er mit Unterstützung zahlreicher europäischer Gelehrter auf kulturelle Reformen. Die Grenzen seines Kaiserreiches entsprachen nahezu jenen der sechs Gründerstaaten der Europäischen Union.

Karl der Große hielt dieses umfassende Gebiet mithilfe eines föderalen Regierungssystems zusammen: Er führte eine Gemeinschaftswährung und einheitliche Maßeinheiten ein und reformierte das Bildungssystem. Auch förderte er Kunst und Wissenschaft und versammelte Gelehrte aus ganz Europa an seinem Hof.

Entlang der „Via Charlemagne“ können Neugierige heute auf Spurensuche gehen: Die Kulturroute verbindet die Wirkungsstätten der Karolinger in ganz Europa und erstreckt sich über mehrere Länder, mit Stationen unter anderem in Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland. Aachen ist, wie schon zu Lebzeiten Karls, ein wichtiger Knotenpunkt.

Zu Fuß, mit Fahrrad oder Auto

Das Wegenetz wird sowohl aus Wanderwegen als auch aus Fahrrad- und Autorouten gebildet und folgt nach den Vorgaben des Europarates den Leitideen des nachhaltigen Tourismus. Entlang der Strecke erinnern Wegmarken, Statuen und Monumente an Karl den Großen und Museen informieren über das Wirken der Karolinger. Gleichzeitig soll die Reise auf der „Via Charlemagne“ Gelegenheit bieten, die verschiedenen Regionen Europas, ihre Menschen, Traditionen und Besonderheiten besser kennenzulernen.

„Die europäische Geschichte war oft genug von Konflikten zwischen Nationen, Religionen und Interessen geprägt“, so der Europaparlamentarier Arndt Kohn. „Die Erinnerung daran macht uns den unschätzbaren Wert eines friedlichen und vielfältigen Europas deutlich, welches von Toleranz und gegenseitigem Respekt geprägt sein sollte. Dafür gilt es, sich immer wieder aufs Neue einzusetzen.“

Ein Projekt zum Mitmachen

Die Aktivitäten der Kulturstraße werden entwickelt durch die Europäischen Bewegungen in vielen Ländern wie Frankreich als Impulsgeber, Spanien, Italien und Deutschland. Die starke Vernetzung zwischen den Verantwortlichen ermöglicht den transnationalen Austausch und die gemeinsame Projektentwicklung auf lokaler und regionaler Ebene. Daneben sind auch Städte und Kommunen, Regionen und Universitäten sowie die Zivilgesellschaft eingeladen, sich zu engagieren und eigene Ideen einzubringen.

Die „Via Charlemagne“ ist ein Projekt in Arbeit, das stetig weiterentwickelt werden soll. Unterstützer sind daher immer willkommen. Engagierte Bürgerinnen und Bürger sowie Kommunen, die Teil der Kulturroute werden möchten, können sich an Dr. Rita Frensch, Leiterin des deutschen Büros der Kulturstraße Via Charlemagne (0241/16035901 oder r.frensch@kreascientia.org), oder an Gabriele Tetzner wenden, Vorsitzende der Europa-Union Aachen – Projektträger und –entwickler in Aachen/NRW – (0241/404131 oder gabriele.tetzner@eu-nrw.de), sowie an das Büro des Europaabgeordneten Arndt Kohn.

 

Hintergrund: Von den Wikingern bis Mozart

In den 1980er Jahren begründete der Europarat das Programm der Kulturrouten. Das Ziel war es, anhand einer Reise durch Raum und Zeit aufzuzeigen, wie die historischen und kulturellen Wurzeln der europäischen Länder und Regionen zu einem gemeinsamen Erbe beitragen. Menschenrechte, demokratische Werte, kulturelle und religiöse Vielfalt sowie der Dialog über Grenzen hinweg stehen dabei im Vordergrund.

Über 30 Routen hat der Europarat bis heute ausgezeichnet. Als erste Route erhielt der Jakobsweg nach Santiago de Compostela 1987 die Zertifizierung. Weitere Wege beschäftigen sich mit so verschiedenen Themen wie den Wikingern, prähistorischen Felsmalereien, der Hanse, Wolfang Amadeus Mozart oder dem jüdischen Erbe in Europa. Die „Via Charlemagne“ rückt nun das Leben und Wirken des großen Kaisers in den Fokus.

Der Europarat ist eine internationale Organisation mit Sitz in Straßburg, die 1949 gegründet wurde. Zu den 47 Mitgliedstaaten gehören alle 28 Staaten der Europäischen Union. Der Europarat setzt sich für Menschenrechte, Demokratie und Rechtstaatlichkeit ein und stärkt diese unter anderem durch internationale Verträge und Konventionen. Auch die Förderung der kulturellen Vielfalt in Europa ist ein Ziel.

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