Nächsten Sonntag ist es wieder so weit: Am 31. März werden die Uhren auf die Sommerzeit umgestellt. Um 02:00 Uhr nachts rücken die Zeiger in Europa um eine Stunde auf 03:00 Uhr vor, die Nacht ist also eine Stunde kürzer. Nach der Zeitumstellung ist es abends eine Stunde länger hell.
Das halbjährliche Uhrendrehen könnte aber bald der Vergangenheit angehören. Diese Woche positioniert sich das EU-Parlament zu der Frage, ob die Zeitumstellung abgeschafft werden soll. Findet sich hierfür eine Mehrheit, könnten in der nächsten Legislaturperiode die Verhandlungen zwischen dem Europäischen Parlament, dem Ministerrat und der EU-Kommission über eine Abschaffung bis 2021 beginnen.
Kohn: „Zeitumstellung hat ihr Ziel verfehlt“
Arndt Kohn, SPD-Europaabgeordneter der Region, befürwortet grundsätzlich eine Abschaffung: „Ursprünglich wurde die halbjährliche Zeitumstellung eingeführt, um Energie zu sparen. Dieses Ziel wurde nie erreicht. Im Gegenteil, es kostet jeden einzelnen sogar Energie: Ich bemerke auch im familiären Umfeld, dass Kinder und ältere Menschen nach der Zeitumstellung häufig Probleme mit ihrem Biorhythmus haben. Viele klagen über Schlafprobleme, Konzentrationsschwäche oder Müdigkeit. Auch im Straßenverkehr kommt es zu mehr Unfällen. Eine halbjährliche Zeitumstellung ist deshalb aus meiner Sicht nicht mehr zeitgemäß.“
Hintergrund der aktuellen Debatte ist eine Bürgerbefragung, die die EU-Kommission im Juli und August 2018 durchgeführt hatte. Insgesamt 4,6 Millionen Menschen nahmen daran teil. Noch nie zuvor gab es eine so hohe Beteiligung an einer EU-Konsultation.
Die höchste Rücklaufquote der Antworten kam mit über 70 Prozent aus Deutschland (3,1 Millionen), gefolgt von Frankreich (8,6 Prozent; 393.000) und Österreich (6 Prozent; 259.000). Das entspricht einer Beteiligung von fast vier Prozent der deutschen Bevölkerung. Die Menschen in Deutschland wünschen sich laut der Umfrage mehrheitlich die dauerhafte Sommerzeit.
Kohn: „Nationale Alleingänge vermeiden“
Worüber das Europäische Parlament nicht entscheiden wird, ist, ob die Sommer- oder Winterzeit als Standardzeit gelten sollte. Hier hat die EU keine Gesetzgebungskompetenz, weshalb diese Entscheidung die einzelnen Mitgliedstaaten selbst treffen würden. Die Europa-SPD drängt jedoch darauf, einen koordinierten Ansatz zu verfolgen, damit der europäische Binnenmarkt und der Verkehrssektor nicht negativ beeinträchtigt werden.
„Wenn die Zeitumstellung abgeschafft wird, darf kein Flickenteppich von Zeitzonen in Europa entstehen“, fordert auch Arndt Kohn (SPD). „Eine Fragmentierung der Uhrzeiten hätte gravierende Folgen für die Bürger*innen sowie für die Wirtschaft, gerade in unserer Grenzregion. Wenn zum Beispiel die Zeiger in Aachen noch auf 12 Uhr stehen, in Eupen aber schon auf 13 und in Maastricht auf 14 Uhr, ist Chaos vorprogrammiert. Daher fordern wir einen Koordinierungsmechanismus, um nationale Alleingänge zu vermeiden.“
Ob die Zeitumstellung tatsächlich abgeschafft wird, ist aber noch unklar. Bislang liegt keine Position des Ministerrats vor, Ende 2018 gab es lediglich einen Fortschrittsbericht. In der Aussprache der Verkehrsminister*innen wurde deutlich, dass die EU-Mitgliedstaaten sehr gespalten sind, was die Abschaffung der saisonalen Zeitumstellung betrifft. Sie werden voraussichtlich noch mehr Zeit benötigen, um in dieser Frage zu ihren nationalen Positionierungen zu finden.