EU fordert Steuertransparenz von Großkonzernen

Multinationale Unternehmen sollen ihre Steuerzahlungen in Zukunft offen legen: Das sieht eine neue EU-Richtlinie vor, über die das Europäische Parlament diese Woche in Straßburg debattieren und abstimmen wird. Denn jährlich gehen laut Europäischer Kommission 50 bis 70 Milliarden Euro an Körperschaftssteuereinnahmen durch Steuervermeidung verloren.

Verschärft wird das Problem dadurch, dass multinationale Konzerne immer komplexere und weniger transparente Modelle entwickeln. Während die Arbeitnehmer keine andere Chance haben, als jeden Monat gesetzestreu ihre Lohnsteuer zu bezahlen, bezahlt dagegen so mancher Großkonzern Leute, die sich für das Unternehmen auf die Suche nach Steuerschlupflöchern machen.

Konzerne sollen Zahlungen offenlegen

Um dem einen Riegel vorzuschieben, sollen multinationale Unternehmen in Zukunft offenlegen müssen, wo sie welche Gewinne machen und wie viele Steuern sie in welchem Land zahlen. Diese öffentliche länderspezifische Berichterstattung ist ein kosteneffektives Mittel, um die Transparenz der Unternehmen zu erhöhen und Steuerbehörden, Journalisten oder Bürgern Mittel an die Hand zu geben, um Regierungen und multinationale Unternehmen, die geheime Steuerdeals schmieden, zur Rechenschaft zu ziehen.

Für die Europa-SPD ist Transparenz der Schlüssel für mehr Steuergerechtigkeit. In den Verhandlungen haben wir uns dafür eingesetzt, dass bereits Konzerne ab 40 Millionen Euro Jahresumsatz – die Definition von „Großunternehmen“ laut EU – ihre Karten offenlegen müssen. Leider fanden unsere Vorschläge in den federführenden Ausschüssen für Recht sowie Wirtschaft und Währung keine Mehrheit: Die konservativen und liberalen Abgeordneten wollen erreichen, dass erst Konzerne ab 750 Millionen Euro Jahresumsatz zur Transparenz verpflichtet werden.

Scharfe Kritik der Sozialdemokraten

Dadurch wären circa 90 Prozent der Multis von den geplanten Berichtspflichten nicht betroffen. Außerdem haben die Konservativen und die Liberalen die Regeln für mehr Steuertransparenz stark verwässert, indem sie eine Ausstiegsklausel eingeführt haben, mit der einzelne Multis in Absprache mit einer Regierung der Pflicht zur länderspezifischen Berichterstattung auf unbegrenzte Zeit entkommen könnten.

Die Sozialdemokraten werden vor der Abstimmung im Plenum daher einen neuen Vorschlag auf dem Tisch legen. Zu einem soll die Ausstiegsklausel nicht für eine unbegrenzte Zeit gelten und zum anderen soll die Pflicht zur Veröffentlichung der steuerrelevanten Informationen auch nachträglich auferlegt werden können. Multis dürfen nicht die Möglichkeit bekommen, bis zum Ende der steuerlichen Verjährungsfrist von der Berichterstattung befreit zu sein. Konservative und Liberale stemmen sich unter dem Deckmantel des Wettbewerbsschutzes dagegen, eine Mehrheit dafür im Plenum ist daher noch ungewiss.

Nach der Abstimmung im Plenum fangen die Verhandlungen mit Ministerrat und Kommission an. Einigen sich die Institutionen auf einem Text, haben die Mitgliedstaaten nach Inkrafttreten der Richtlinie ein Jahr Zeit, um die erforderlichen Rechts- und Verwaltungsvorschriftenumzusetzen.

Hand in Hand gegen Tihange

Mit dem Bus ging es am Sonntag Richtung Tihange, um uns in unserem Streckenabschnitt in der Menschenkette einzureihen. An Bord waren engagierte Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus der Städteregion, unter anderem aus Stolberg, Alsdorf, Würselen und Eschweiler.

Der Blick aus dem Busfenster zeigt das Ziel der Reise: Der marode Atommeiler Tihange in Belgien, gerade einmal 64 Kilometer Luftlinie entfernt von Aachen. Kein Wunder, dass der Protest gerade in der Euregio groß ist. Entsprechend viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren am Sonntag auf den Beinen, um ein klares Signal zu senden: Wir möchten in unserer Region in Sicherheit leben!

Vor Ort war auch schon entsprechend dekoriert…

Den Regenschirm haben wir nicht gebraucht – zum Glück für die Demonstranten blieb es trocken. Bei bester Laune und gutem Wetter warteten wir auf den Startschuss.

Gegen 14:45 Uhr wurde es dann ernst. Die Menschenkette formierte sich! In unserem Streckenabschnitt blieben keine Lücken. Hilfsmittel waren natürlich erlaubt und da wurde der Regenschirm dann kurzerhand zweckentfremdet und doch noch nützlich. Besonders schön war, dass auch einige der belgischen Anwohner auf die Straße kamen und uns bei der Aktion unterstützten.

Fazit: Die Menschenkette war ein voller Erfolg! Mit zehntausenden Gleichgesinnten haben wir ein deutliches Zeichen gesetzt: Tihange und Doel müssen abgeschaltet werden. Gemeinsam müssen wir Lösungen finden, mit denen die Versorgungssicherheit gegeben ist und alle Menschen in der Euregio sicher leben können. Danke allen, die heute dabei waren! Hier die Stolberger Fraktion:

Sozialdumping in der Digitalwirtschaft begrenzen

Digitale Geschäftsmodelle boomen: Das Angebot an Internetportalen der sogenannten Sharing Economy ist in jüngster Zeit sprunghaft gestiegen. Dazu zählen beispielsweise Tauschportale wie „Airbnb“, auf der Privatpersonen Unterkünfte anbieten, oder auch Mitfahrplattformen wie „Uber“ und „Blablacar“. Die neuen Geschäftsideen schaffen einen offenen Markt für Dienstleistungen und Waren, was Wachstum und neue Arbeitsplätze hervorbringt. Doch das Tauschen und Teilen hat auch Schattenseiten.

Denn bislang sind die neuen Geschäftsmodelle innerhalb der EU-Mitgliedstaaten ganz unterschiedlich und teils unzureichend geregelt. So können Nachteile für Beschäftigte, Verbraucher und Wettbewerber entstehen, weil oft soziale Standards fehlen, etwa für Versicherungsschutz und Rente. Mit dem anhaltenden Wachstum der Branche droht zudem eine weitere Fragmentierung des Europäischen Binnenmarktes.

Parlamentarier fordern einheitlichen Rechtsrahmen

Mit einem Initiativbericht, der diese Woche in Straßburg zur Abstimmung steht, will das Europäische Parlament nun die Richtung für künftige EU-Gesetzgebung im Bereich der digitalen Tauschwirtschaft vorgeben. Die sozialdemokratische Fraktion hat den Bericht maßgeblich mitgestaltet. Die Parlamentarier fordern darin einen gemeinsamen Rechtsrahmen zum Schutz von Privatanbietern, von Arbeitnehmern, Selbstständigen und Verbrauchern. Außerdem sollen europaweite Regeln für einen fairen Wettbewerb zwischen den Anbietern geschaffen und Steuervorschriften besser eingehalten werden.

Für die Europa-SPD ist es vor allem wichtig, dem wuchernden Sozialdumping bei den neuen Geschäftsmodellen einen Riegel vorzuschieben. Beschäftigte von digitalen Tauschportalen sollen, wie ihre Kollegen und Kolleginnen im klassischen Angestelltenverhältnis, in den Genuss der Vorteile von Arbeitslosen- und Rentenversicherung, Mindestlohn oder Arbeits- und Gesundheitsschutz gelangen.

Europa-SPD will Verbraucher besser schützen

Außerdem haben die Sozialdemokraten sich dafür eingesetzt, dass Verbraucher zukünftig besser vor unlauteren Praktiken geschützt werden. Unverhältnismäßige Pflichten für Privatpersonen, die nur gelegentlich Dienstleistungen im Rahmen der neuen Geschäftsmodelle erbringen, sollen dabei allerdings möglichst vermieden werden.

Der Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz hat dem Bericht mit großer Mehrheit zugestimmt, sodass auch im Plenum des Parlaments mit einer breiten fraktionsübergreifenden Unterstützung im Plenum zu rechnen ist. Der Bericht würde dann an den Europäischen Rat und die EU-Kommission übermittelt. Die Kommission ist aufgerufen, die Position des Europäischen Parlaments bei der Ausarbeitung von Gesetzesentwürfen zu berücksichtigen.

Regional- und Strukturpolitik bürgernah gestalten

Wie soll die Strukturförderung der EU in Zukunft aussehen? Darüber debattieren die Abgeordneten des Europäischen Parlaments am Montag in Straßburg. Am Dienstag steht dann der Initiativbericht der sozialdemokratischen Berichterstatterin Kerstin Westphal zur Abstimmung. Der zuständige Regionalausschuss hat den Bericht bereits mit nur wenigen Gegenstimmen beschlossen, sodass eine breite Unterstützung im Plenum wahrscheinlich ist.

Ziel der EU-Strukturpolitik ist es, die europäischen Regionen zu stärken und so den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt zu fördern. Hunderttausende Projekte in ganz Europa werden aus den Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE), dem Europäischen Sozialfonds (ESF) sowie dem Kohäsionsfonds finanziert.

Auch NRW profitiert von den Fördermitteln

Die Fördermittel kommen nicht nur den ärmeren Regionen in Europa zugute. So erhält etwa Nordrhein-Westfalen in der aktuellen Förderperiode von 2014 bis 2020 über 1,2 Milliarden Euro aus dem Regionalfonds und weitere 627 Millionen Euro aus dem Sozialfonds. Auch in meinem Betreuungswahlkreis, dem Regierungsbezirk Köln, können so zahlreiche Projekte realisiert werden, die den Bürgerinnen und Bürgern zugutekommen und die Wettbewerbsfähigkeit der Städte und Regionen stärken.

Allerdings ist die Zukunft der Strukturförderung in der EU umstritten. Nicht wenige Stimmen sagen, dass es künftig gar keine europäische Förderpolitik mehr geben soll oder dass die Gelder nur noch in die ärmsten Regionen gehen sollten. Die sozialdemokratische Fraktion im Europäischen Parlament sieht das anders: Bei allen Schwächen ist die Struktur- und Regionalpolitik das wichtigste europäische Instrument für Investitionen. Deshalb müssen die Fördermittel auch nach 2020 erhalten bleiben, und zwar für alle Regionen.

Sozialdemokraten fordern Nachbesserungen

In ihrem Bericht fordert die Berichterstatterin Kerstin Westphal (SPD) eine Fortsetzung der Strukturfonds-Förderung mit einer ausreichenden Mittelausstattung. Gleichzeitig müssen die Schwächen der Förderprogramme beseitigt werden. Dabei sind vier Punkte besonders wichtig:

Erstens soll Bürokratie abgebaut werden. Die bisherigen Kontroll- und Verwaltungsvorschriften für EU-Förderprogramme sind teils so kompliziert, dass sie viele Antragsteller abschrecken. Zweitens sind flexiblere Regeln notwendig. Diese ermöglichen ein leichteres Umsteuern, um auf unvorhergesehene Herausforderungen reagieren zu können.

Drittens sollen regionale Partner noch stärker einbezogen werden als bisher, sodass Städte, Kommunen, IHK und Verbände mit am Tisch sitzen, wenn über die künftige Verwendung der Gelder entschieden wird. Viertens müssen die Fördergelder bedarfsgerecht und zielgerichtet eingesetzt werden. Eine Rückkehr zum „Prinzip Gießkanne“ soll es nicht geben.

Die Diskussionen über die künftige Strukturpolitik sind also in vollem Gange. Sofern es eine Fortsetzung der Fördermaßnahmen gibt, werden die Legislativvorschläge für nächstes Jahr erwartet.

Erfolgsprogramm ERASMUS feiert 30. Jubiläum

ERASMUS+ feiert Geburtstag: Seit 30 Jahren ermöglicht das Programm den Austausch über die Grenzen hinweg und ist wie kein zweites Förderangebot im Bewusstsein der europäischen Bürgerinnen und Bürger verankert. Diesen Dienstag wird es in einer offiziellen Feierstunde im Parlament gewürdigt, am Nachmittag finden Diskussionsveranstaltungen statt.

1987 startete ERASMUS mit gerade einmal 3000 Hochschulstudierenden aus 11 EU-Ländern, darunter 657 aus Deutschland. Die jungen Menschen konnten dank logistischer und finanzieller Unterstützung der EU einen Teil ihres Studiums im Ausland verbringen. Seitdem hat sich das Programm zu einem vollen Erfolg entwickelt: Neun Millionen Menschen haben bereits an ERASMUS beziehungsweise ERASMUS+ teilgenommen.

Ein breites Angebot für junge Menschen

Von den Fördermitteln profitieren nicht nur Hochschulstudierende: Das Angebot wurde über die Jahre schrittweise erweitert. Seit 2014 besteht mit ERASMUS+ ein gemeinsames EU-Programm für Bildung, Jugend und Sport, welches die verschiedenen Maßnahmen zusammenfasst.

Heute beinhaltet das Programm unter anderem Austauschprogramme für Auszubildende, junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie Schülerinnen und Schüler. Junge Menschen haben die Möglichkeit, sich im Ausland sozial zu engagieren indem sie Freiwilligendienst leisten. Auch grenzüberschreitende Initiativen in der Jugendarbeit und der Erwachsenenbildung werden gefördert.

Sozialdemokraten wollen Erfolgsprojekt ausbauen

ERASMUS+ macht Europa für den Einzelnen erfahrbar. Neben dem Lerneffekt und dem Wissensgewinn stehen bei den Fördermaßnahmen vor allem Werte wie Toleranz, Verständnis für andere Kulturen und Demokratiebewusstsein im Vordergrund. Wenn junge Menschen zum Beispiel einige Zeit im Ausland leben, können sie sich persönlich weiterentwickeln, ihr Gastland intensiv kennenlernen und neue Perspektiven hinzugewinnen.

Die Sozialdemokraten im Europäischen Parlament machen sich dafür stark, dass dieses Erfolgsprojekt in Zukunft erhalten bleibt und weiterentwickelt wird. Für uns steht fest: Die Investition in die Jugend ist eine Investition in die Zukunft Europas.

Mittelausstattung muss verstärkt werden

Unser Ziel ist es daher, jedem Menschen unter 27 Jahren die Möglichkeit zu geben, an mindestens einem der Programmteile teilzunehmen. Dafür ist eine starke finanzielle Ausstattung notwendig. Zurzeit entspricht die Mittelausstattung von ERASMUS+ in Höhe von 14,7 Milliarden Euro etwa 1,4 Prozent des Mehrjährigen Finanzrahmens der EU. Dieser Betrag sollte in der nächsten Programmperiode verdoppelt werden, um ERASMUS+ deutlich zu stärken.

Nach der Sommerpause wird sich das Europäische Parlament intensiv mit der Neuauflage des künftigen Programms beschäftigen. Dabei werden wir Sozialdemokraten uns auch dafür einsetzen, dass insbesondere Menschen aus benachteiligten Verhältnissen eine bessere Förderung erhalten. Denn Mobilität und Bildung dürfen nicht das Privileg einiger Weniger sein.

„Pulse of Europe“ erhält Europäischen Bürgerpreis

Die Jury hat entschieden und jetzt steht fest: ‚Pulse of Europe‘ wird mit dem diesjährigen Europäischen Bürgerpreis ausgezeichnet. Arndt Kohn, Europaabgeordneter der Region Aachen, hatte die Bewegung nominiert und freut sich über die Entscheidung: „‚Pulse of Europe‘ tritt engagiert für die europäische Idee ein. Das hat  eine Würdigung verdient!“

Jedes Jahr vergibt eine Jury den Bürgerpreis, mit dem das Europäische Parlament besondere Leistungen für die europäische Zusammenarbeit und die Förderung der gemeinsamen Werte auszeichnet. Mitglieder des Europäischen Parlaments waren deshalb aufgerufen, Einzelpersonen, Vereine oder Institutionen zu nominieren. Der SPD-Politiker Arndt Kohn schlug die Bewegung „Pulse of Europe“ vor, die seit Ende 2016 pro-europäische Kundgebungen in vielen deutschen und europäischen Städten veranstaltet, unter anderem in Aachen.

„Ich hatte früh nach meinen Mandatsantritt Kontakt zu den Gründern des Aachener Ablegers von ‚Pulse of Europe‘ und war schlichtweg angetan von der Begeisterung für Europa, die dort wortwörtlich auf die Straße getragen wird“, begründet Kohn seine Nominierung. „Pulse of Europe“ sei eine Bewegung, die sich parteiübergreifend für eine gemeinsame Sache und nicht gegen etwas einsetze, so Arndt Kohn. „‚Pulse of Europe‘ hat uns allen gezeigt, dass Europa viele Unterstützer in unserer Gesellschaft hat, insbesondere auch junge Menschen. Das ist eine wichtige Botschaft!“

Seit 2008 verleiht das Europäische Parlament den Bürgerpreis. Dieses Jahr werden insgesamt 50 Projekte beziehungsweise engagierte Bürgerinnen und Bürger aus ganz Europa ausgezeichnet. In den kommenden Monaten werden die Bürgerpreise in nationalen Veranstaltungen feierlich überreicht. Im Oktober findet dann in Brüssel eine zentrale Zeremonie für alle Preisträger statt.

 

„Betrugsbekämpfer müssen gestärkt werden“

„Gut ist, dass die Betrugsbekämpfer der Europäischen Union im vergangenen Jahr eine hohe Zahl an Untersuchungen abgeschlossen und neue Ermittlungen aufgenommen haben“, sagt der SPD-Europaabgeordnete Arndt Kohn aus dem Haushaltskontrollausschuss des Europäischen Parlaments. „Ohne die Ermittlungsarbeit der Anti-Betrugsbehörde OLAF könnten die zunehmend grenzübergreifenden Betrugsfälle nicht wirkungsvoll untersucht und verfolgt werden.“

Insgesamt könnten die zuständigen Stellen 631 Millionen Euro wieder einziehen, so das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung am Mittwoch in Brüssel. Betrugsbekämpfer der EU haben im Jahr 2016 in 346 Fällen die Rückforderung von Geldern aus dem EU-Haushalt empfohlen. „Ein Problem ist derzeit noch, dass die Zweckentfremdung der Mittel häufig für die Betrugsbekämpfer nicht nachvollziehbar ist“, so Arndt Kohn. „Viele Empfehlungen an nationale Staatsanwaltschaften bleiben weiterhin folgenlos. Die OLAF-Behörde muss deshalb dringend durch eine unabhängige Europäische Staatsanwaltschaft ergänzt werden.“

Anfang April 2017 haben sich 16 EU-Mitgliedstaaten nach mehrjähriger Debatte entschieden, stärker zusammenzuarbeiten, um ein Europäische Staatsanwaltschaft einzurichten (European Public Prosecutor’s Office – EPPO). Diese soll Straftaten zum Nachteil der finanziellen Interessen der Union ermitteln und verfolgen sowie die Täter vor Gericht bringen. Das Europäische Parlament wird voraussichtlich im Herbst darüber abstimmen. Es wird damit gerechnet, dass sich weitere Mitgliedstaaten dem Vorhaben anschließen.

OLAF ist die EU-Behörde die Betrug, Korruption und Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit EU-Mitteln untersucht. Sie soll für den rechtmäßigen Einsatz von EU-Mitteln, also den Geldern der EU-Steuerzahler, sorgen. Außerdem führt die Behörde Untersuchungen bei schwerwiegenden Fehlverhalten von Bediensteten und Mitgliedern der EU-Institutionen durch.

Diese Woche im Parlament

Liebe Freunde Europas,

ein wichtiges Thema für mich ist der Schutz von grenzüberschreitenden Arbeitnehmerrechten. Am Mittwoch besuche ich eine Diskussionsveranstaltung zur sogenannten Entsenderichtlinie. Diese legt fest, zu welchen Bedingungen Arbeitgeber ihre Angestellten vorübergehend in ein anderes EU-Land schicken dürfen, um dort einen Auftrag zu erledigen.

Die Dienstleistungsfreiheit ist einer der Grundpfeiler der EU. Allerdings enthält die derzeitige Rechtsgrundlage zahlreiche Schlupflöcher, die es Unternehmen ermöglichen Lohn- und Sozialstandards in anderen Mitgliedsstaaten zu umgehen und dadurch auszuhöhlen. Nach jahrelangem Druck der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament hat die Kommission einen Überarbeitungsvorschlag zur Entsenderichtlinie vorgelegt, um endlich das Prinzip „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ europaweit durchzusetzen.

Nachbesserungsbedarf beim Dienstleistungspaket

Am Donnerstag treffe ich mich mit einer sozialdemokratischen Arbeitsgruppe des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz. Wir erarbeiten Lösungsansätze, wie die Vorschläge der Kommission über ein Dienstleistungspaket verbessert werden können. Beim dem Paket geht es darum, wie Dienstleitungen grenzüberschreitend angeboten werden können. Die Kommission hat unter anderem eine elektronische Europäische Dienstleistungskarte  vorgeschlagen, um den grenzüberschreitenden Zugang zu reglementierten Berufen und deren Ausübung zu vereinfachen.

Aus unserer Sicht es gibt jedoch großen Nachbesserungsbedarf: Das Dienstleistungspaket der Kommission ist unverhältnismäßig und schafft mehr statt weniger Bürokratie. Die Europa-SPD will die Deregulierung des Europäischen Arbeitsmarktes verhindern und die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schützen.

Auf dem Weg zum digitalen Europa

Außerdem tagt diese Woche das Plenum in Brüssel. Zur Abstimmung steht unter anderem ein Initiativberichten des Parlaments zur Digitalisierung der Industrie. Die Europa-SPD macht sich für eine bessere Unterstützung von kleinen und mittelständischen Unternehmen in diesem Bereich stark. Denn wenn die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden, könnte die Digitalisierung der Industrie alleine in Deutschland die Wirtschaftsleistung um zusätzliche 82 Milliarden Euro steigern und so Standorte und Jobs sichern.

In einem weiteren Initiativbericht erinnern die Abgeordneten die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten an ihre Zusagen zum flächendeckenden Ausbau der digitalen Infrastruktur. Sowohl beim Glasfaserausbau als auch bei der Entwicklung des neuen Mobilfunkstandards 5G muss die EU mehr Tempo aufnehmen.

Neue Regeln für den EU-Haushalt

Im Haushaltskontrollausschuss stimmen wir am Dienstag über eine Reform der EU-Haushaltsordnung ab. Darin ist geregelt, wie der EU-Haushalt aufgestellt wird, wie Gelder vergeben werden und welche Kontrollmechanismen es gibt. Die Kommission hat Änderungsvorschläge auf den Tisch gelegt. Ziel ist, die Vergabe von Mitteln zu vereinfachen und mehr Flexibilität zu schaffen. So soll es in Zukunft etwa in Krisensituationen schneller und unkomplizierter möglich sein, EU-Mittel zu mobilisieren.

Grundsätzlich begrüßt die Europa-SPD den Vorstoß der Kommission: Es ist sinnvoll, die Regeln für Antragsteller und Empfänger von EU-Geldern zu vereinfachen. Aber an einigen Stellen müssen die Vorschläge noch verbessert werden. Zum Beispiel sind manche der neuen Regeln nicht eindeutig und müssen präziser formuliert werden.

„Strukturwandel ist Mammutaufgabe für unsere Region“

Gespräche mit Vorstand und Betriebsrat: Europaabgeordneter Kohn besichtigt das Kraftwerk Weisweiler 

„Wenn man oben auf dem Kraftwerk steht, spürt man förmlich die Dimension der Veränderungen, die vor uns liegen“, beschreibt der Europaabgeordnete Arndt Kohn seine Eindrücke einer Betriebsbesichtigung des Kraftwerks Weisweiler.

Der gebürtige Stolberger kannte wie viele Menschen aus der Region das Kraftwerk bisher nur aus der Ferne. „Persönliche und unmittelbare Eindrücke und Informationen sind für meine euregionale Arbeit immens wichtig“, so Kohn zum Anlass seines Besuchs. Im Gespräch mit dem Vorstandsmitglied der RWE Power AG Herrn Dr. Kulik, dem Kraftwerksleiter Herrn Schöddert und der Leiterin der Unternehmenskommunikation Frau Schunck sprach er über die Rolle des Braunkohleabbaus und die Vorbereitungen auf die Zeit danach, die auch im Unternehmen RWE in vollem Gange sind.

Die Verstromung von Braunkohle, so Kohn, sei eine wichtige Brückentechnologie, der Ausstieg jedoch unvermeidbar. „Ich möchte gemeinsam mit den Entscheidungsträgern unserer Region und jenen in Düsseldorf, Berlin und Brüssel sicherstellen, dass uns die Mammutaufgabe Strukturwandel im rheinischen Revier gelingt“.

Fest im Blick sollten dabei neben Aspekten wie Umweltschutz und Renaturierung auch die Versorgungssicherheit und vor allem die Arbeitsplätze in der Region stehen. An Betriebsrat Herrn Lehmann richtete Kohn ein Versprechen: „Die Kolleginnen und Kollegen im Rheinischen Revier haben mit mir einen verlässlichen Partner im Europäischen Parlament.“

Online-Bezahlinhalte grenzüberschreitend nutzen

Wer im europäischen Ausland unterwegs ist, kann Streaming-Dienste wie Netflix, Skygo, Spotify und Co. oft nicht wie gewohnt nutzen. Trotz bezahltem Abonnement haben die Kundinnen und Kunden häufig keinen Zugriff auf die Filme, Serien oder Musiksender, die ihnen zuhause zur Verfügung stehen. In der Städteregion Aachen können zum Beispiel die Unterhaltungs- und Informationsangebote von belgischen oder niederländischen Streaming-Diensten gesperrt sein.

Der Grund dafür ist das sogenannte Geoblocking. Die Unternehmen beschränken den grenzüberschreitenden Zugriff auf ihre Dienste, da sie andernfalls in vielen Fällen länderspezifische Lizenzen erwerben müssten. Die Abonnenten können dadurch auf Reisen viele Inhalte nicht abrufen, obwohl sie dafür bezahlen.

Das soll sich nun ändern: Das Europäische Parlament hat am Donnerstag einer Regelung zugestimmt, die die grenzüberschreitende Mitnahme von Online-Inhalten ermöglicht. Die Europa-SPD hat die neue Gesetzesgrundlage miterarbeitet und unterstützt. Wer künftig etwa in den Ferien, für einen Studienaufenthalt oder geschäftlich in der EU unterwegs ist, muss also auf seine Lieblingsserien und –filme nicht länger verzichten.

SPD setzt starken Datenschutz durch

In der Ausschussarbeit haben wir Sozialdemokraten unter anderen auf einen verantwortungsvollen Umgang mit personenbezogenen Daten gedrängt. Unsere Forderungen finden sich in der neuen Regelung wieder. Diese verpflichtet die Dienstleiter, personenbezogene Daten zu schützen und außerdem sicherzustellen, dass deren Verarbeitung verhältnismäßig ist.

Die Entscheidung des Europäischen Parlaments ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum digitalen Binnenmarkt. Die neue, verbraucherfreundliche Regelung baut die unsichtbaren nationalen Grenzen im Online-Raum ab. So hält die Rechtsetzung mit den realen Entwicklungen schritt: Denn wenn es keine legalen und bezahlbaren Möglichkeiten gibt, auf Inhalte aus anderen Ländern zuzugreifen, finden viele Nutzerinnen und Nutzer andere Wege. Die neue Regelung bekämpft insofern auch Online-Piraterie.

Der Gesetzesentwurf muss nun noch formell vom EU-Ministerrat gebilligt werden. Sobald die Verordnung in Kraft tritt, haben die Mitgliedstaaten neun Monate Zeit, um die neuen Regeln umzusetzen. Diese werden nur für kostenpflichtige Dienste gelten. Aber auch Anbieter von kostenlosen Online-Inhalten haben in Zukunft die Möglichkeit, ihre Angebote EU-weit zur Verfügung zu stellen. Sie müssen dafür dieselben Vorschriften einhalten wie die Anbieter von Bezahlangeboten.